Zwölf Jahre Leidenschaft und Hingabe: Trainer David Bichinaschwili im Interview
Seit über einem Jahrzehnt steht David Bichinaschwili als Trainer an der Spitze des ASV Mainz 88 und prägt den Verein mit seiner Leidenschaft und Hingabe. In diesem Interview gibt er Einblicke in die Herausforderungen und Erfolge seiner Trainerkarriere, spricht über die Entwicklung junger Talente und erklärt, welche Werte ihn als Sportler und Trainer leiten. Trotz Rückschlägen und Verletzungspech bleibt sein Ziel klar: das Team soll in die Playoffs.
Herr Bichinaschwili, Sie sind seit zwölf Jahren Trainer des ASV Mainz 88. Was hat Sie in all den Jahren motiviert, kontinuierlich auf hohem Niveau zu arbeiten?
Die vertrauensvolle und harmonische Zusammenarbeit mit dem Vorstand, dem Trainerteam und natürlich meinen Jungs motiviert mich enorm. Ich hatte das große Glück, meine Trainerkarriere unter diesen hervorragenden Bedingungen beim ASV Mainz 88 starten zu dürfen. Als Sportler hatte ich immer klare Ziele, die mich angetrieben und motiviert haben. Das ist heute als Trainer nicht anders. Ich genieße die Arbeit mit jungen Menschen und freue mich darauf, ihnen meine Erfahrungen weiterzugeben.
Sie waren sowohl als aktiver Ringer als auch als Trainer äußerst erfolgreich. Gibt es bestimmte Prinzipien oder Werte, die Sie als Sportler und Trainer immer geleitet haben?
Absolut. Erfolgreich zu sein erfordert mehr als nur den Willen – man muss auch handeln. „Nicht nur wollen, sondern auch machen“ ist ein zentrales Prinzip für mich. Erfolg bedeutet oft, auf Dinge zu verzichten, die zwar Spaß machen, aber dem Ziel im Weg stehen könnten. Das ist nicht immer einfach, aber es entscheidet letztendlich darüber, ob man Erfolg hat oder nicht.
Was macht Ihrer Meinung nach einen erfolgreichen Trainer aus? Ist es die Taktik, die Kommunikation oder eher die Arbeit hinter den Kulissen?
Alle drei Faktoren sind extrem wichtig: Trainingsarbeit, Kommunikation und Taktik. Ebenso wie Sportler Opfer bringen müssen, um erfolgreich zu sein, muss auch ein Trainer Vorbild sein. Dazu gehört, glaubwürdig und respektvoll mit den Sportlern umzugehen. Das ist als Trainer jedoch deutlich herausfordernder, da man das Wohl des gesamten Teams im Blick behalten muss und nicht nur auf sich selbst achten kann.
Verletzungen machen es dem ASV Mainz in dieser Saison nicht leicht. Was unternehmen Sie, um Ihre Ringer mental und physisch durch diese Phase, besonders nach Niederlagen, zu begleiten?
Ja, wir hatten in dieser Saison leider viel Verletzungspech, und das hat uns bereits den ein oder anderen Sieg gekostet. Aber so ist der Sport, und jammern bringt uns nicht weiter. Jetzt liegt es an den Sportlern, die fit sind, noch mehr zu leisten, um unsere Ziele zu erreichen. Wir blicken optimistisch nach vorn und nutzen die Situation als Chance für die Athleten, sich weiterzuentwickeln.
Das Mainzer Publikum ist Erfolge gewohnt. Wie reagieren die Fans in dieser schwierigen Saison? Haben Sie eine Botschaft an die Fans des ASV Mainz 88?
Die Reaktionen sind unterschiedlich – manche zeigen Verständnis, andere sind eher kritisch. Wir haben vor der Saison offen kommuniziert, dass es eine schwere Saison wird, und nun, da sich dies bewahrheitet, müssen wir damit umgehen. Auch in der Vergangenheit gab es schwierige Phasen, nach denen wir am Ende überraschend im Finale standen. Ich bin unseren Fans sehr dankbar, denn sie sehen, dass wir alles geben und ein gutes Aushängeschild für Mainz sind. Unsere Vereinsphilosophie „Gemeinsam stark“ ist nicht nur ein Spruch – das leben unsere Fans ebenso wie wir Sportler.
Seit Jahren setzen Sie erfolgreich auf junge Talente und bauen sie ins Team ein. Welche jungen Talente sehen Sie derzeit als Schlüsselkämpfer für die Zukunft des ASV Mainz?
Die Förderung und Weiterentwicklung junger Ringer ist für uns extrem wichtig, denn wir müssen auch an die Zukunft denken. Zum Glück haben wir viele talentierte Nachwuchssportler. Auch wenn einige von ihnen noch nicht in der ersten Mannschaft sind, sehe ich sie täglich im Training und freue mich darauf, sie in den kommenden Jahren dorthin zu führen. Ein Beispiel ist Timur Demir, der kürzlich mit nur 16 Jahren seinen ersten Sieg in der Bundesliga feierte. Oder Adam Shtrom, der ebenfalls seinen ersten Einsatz hatte. Er hat zwar verloren, aber diese Erfahrung wird ihm helfen, sich weiterzuentwickeln.
Trotz der Herausforderungen haben Sie die Playoffs als Ziel ausgegeben. Wie realistisch schätzen Sie die Chancen ein, in den Playoffs wieder eine starke Rolle zu spielen?
Unsere Ziele setzen wir immer realistisch, und auch in dieser Saison wollen wir unbedingt die Playoffs erreichen. Derzeit sind wir auf einem guten Weg, aber im Ringkampf kann man nie wissen, was morgen passiert. Wenn wir die Playoffs erreichen, haben wir unser Saisonlziel erreicht, und dann schauen wir weiter. Unsere knappen Niederlagen gegen die großen Mannschaften zeigen uns, dass, wenn im Viertelfinale alles für uns läuft, vieles möglich ist.
Sollten Sie die Playoff-Teilnahme vorzeitig sichern, planen Sie, den Nachwuchstalenten noch mehr Einsätze zu geben? Welche langfristigen Vorteile sehen Sie darin, diese Talente jetzt schon auf Bundesliga-Niveau heranzuführen?
Wir haben immer versucht, unsere Jugendringer in die Kämpfe einzubauen, unabhängig davon, ob wir unsere Ziele erreicht haben oder nicht. Es geht uns nicht darum, dass die Jungs einfach Einsätze bekommen, sondern dass sie sich zu Siegringern entwickeln. Dafür müssen sie sich in einem starken Wettbewerb bewähren, in dem wir auch gewinnen wollen. Nur für die Statistik Nachwuchs einzusetzen, gibt es bei uns nicht. Aber zuerst müssen wir uns für die Playoffs qualifizieren; danach können wir uns Gedanken machen.
Wenn Sie auf die Erfolge und Herausforderungen der letzten zwölf Jahre zurückblicken: Gibt es etwas, das Sie heute anders machen würden?
Diese Frage stellt man sich natürlich, besonders wenn man in wichtigen Begegnungen Niederlagen hinnehmen musste. Aber das ist der Sport – es läuft nicht immer so, wie man es sich wünscht, und das ist auch gut so. In den letzten zwölf Jahren hatten wir zahlreiche Erfolge, und es gibt kaum etwas, das ich anders machen würde. Es ist einfach eine tolle Zeit in Mainz, die ich nicht missen möchte.
Interview von Karani Kutlu