Vereinschronik

Die Geschichte des ASV Mainz 88 beginnt mit eiem sportlichen Ereignis, das sich 1888 auf der Frühjahrsmesse in Mainz abspielte. Dort hatte ein starker Unbekannter, der im Theater „Antonio Vallenda“ als Ringkämpfer auftrat, alle kräftigen Männer von Mainz zum Kampf aufgefordert. Eine silberne Taschenuhr winkte als Siegespreis. Zwei Kämpfe gegen kraftvolle Metzgerburschen hatte der Unbekannte bereits siegreich bestanden, als sich der Fax der Groß- Schlächterei Konstantin Schramm, der gebürtige Frankfurter Nikolaus Probst, zum Zweikampf meldete. Probst hatte sich schon bei den Frankfurter Germanen erfolgreich als Schwerathlet betätigt. Am Abend des Kampfes schmunzelte der Mainzer Besitzer Antonio Vallenda, denn das Theater war brechend voll, die Mainzer Metzgerzunft war fast vollständig vertreten. Probst warf den Unbekannten bereits nach kurzer Zeit unter dem Jubel der Zuschauer auf beide Schultern. Die Sensation war perfekt. Die Fachzeitschriften der Metzgerzunft und die Tageszeitungen von Wiesbaden und Mainz berichteten von diesem außergewöhnlichen Ringer. Daraufhin forderten ihn mehrere starke Männer, teilweise durch Zeitungsannoncen, zum Kampf auf. Doch Nikolaus Probst, der keinem Kampf aus dem Wege ging, blieb bei allen Kämpfen siegreich.

Für die Mainzer Schwerathleten war Probsts Kampf auf der Frühjahrsmesse der Anlaß zur Gründung eines Athleten-Klubs. Der junge Paul Schramm gab hierzu bei der anschließenden Feier im „Brauhaus zum Gutenberg“ die erste Anregung. Seine Idee fiel auf fruchtbaren Boden.

So fand am 6. Mai 1888, nachmittags um 16 Uhr, im „Brauhaus zum Gutenberg“ die Gründungsversammlung des „Mainzer Athleten-Klubs“ statt. Zwölf junge Männer hatten sich eingefunden, um die Gründung des „Mainzer Athleten-Klubs“ einstimmig zu beschließen.

In den Vorstand wurden gewählt:
Vorsitzender: Hermann Haas
Ringwart: Nikolaus Probst
Stemmwart: Georg Drescher
Schriftwart: Fritz Traub
Kassenwart: Fried Weiß
Beirat: Wilhelm Dörfler
Weitere Teilnehmer der Gründungsversammlung waren: Fritz Brenner, Konrad Heiter, JosefKoch, PaulMrozeck, August Probst, Fritz Schlotterbeck

Die Namen der 12 Gründer waren auf der Athleten-Stammtischlaterne im „Brauhaus zum Gutenberg“ verewigt. Im Herbst 1888 wurde der erste Vereinswettstreit durchgeführt, an dem sich bereits 32 aktive Mitglieder beteiligten. Zum zweiten Stiftungsfest, das am 2.November 1890 im Frankfurter Hof stattfand, wurde die Meisterschaft von Hessen im Gewichtheben ausgeschrieben; es war dies die erste Meisterschaft der noch in den Kinderschuhen steckenden Schwerathletik, die in Deutschland ausgetragen wurde. 16 Teilnehmer aus allen Gauen Deutschlands hatten sich zu diesem bedeutenden Wettstreit der jungen Schwerathletik gemeldet. Die fünf Preisträger erhielten wertvolle Ehrenpreise, so der Sieger eine goldene Remontoir-Uhr.

Meisterstemmer wurde der zwanzigjährige Georg Drescher. Es gehörte in dieser Zeit viel Mut dazu, den Schwerathletiksport zu unterstützen, wo doch die Anhänger des allseits bekannten und verehrten Turnvaters Jahn glaubten, die Alleinförderer der Leibesübungen zu sein. Aber aller Unkenrufe zum Trotz, ließ es sich der Mainzer Athleten-Klub nicht nehmen, die Organisation der deutschen Schwerathletik aktiv mitzugestalten.

Mainz, die Wiege des Deutschen Athletenverbandes. Am 6. Juni 1891 begann in Duisburg ein viertägiger internationaler Athletenwettstreit. Dieses Sportereignis nahm man zum Anlass, einen Delegiertentag aller beteiligten Vereine und Verbände zu veranstalten. Während dieser Versammlung wurde der Beschluss gefasst, einen „Deutschen Athleten-Verband“ zu gründen,
welcher es sich zur Aufgabe machte, durch die Erarbeitung einheitlicher Satzungen einen engeren Zusammenschluss der verschiedenen Athletenvereine herbeizuführen. Zu diesem Zwecke hatten die Delegierten aus ihrer Mitte einen Ausschuss gewählt, der sich, unter dem Vorsitz Rudolf Bredemeyers, mit den vorbereitenden Arbeiten befassen sollte.

Der Ausschuss bestand aus:
1. Rud. Bredemeyer, Athleten-Klub Köln
2. Ph. Lange, Athleten-Klub Maingau Verb. Frankfurt a.
M. 3. Heinr. Spohn, Güdd. Athleten-Klub Ludwigshafen
4. Franz Morath, Athleten-Klub Freiburg (Baden)
5. Wilhelm Fürth, Athleten-Klub Herkules Wien
6. Johann Bauly, Athleten-Klub Duisburg
7. Friedr. Bütz, Athleten-Klub Essen a. d. Ruhr
8. Gust. Melchert, Athleten-Klub Elberfeld
9. Franz Kalisch, Athleten-Klub Ruhrort
10. Gust. Specht, Stemmklub Lüttringshausen
11. Normann Binu, Athleten-Klub Kopenhagen
12. Heinrich Horn, Athleten-Klub Neumünster (Hamburg)
13. Jakob Faust, Athleten-Klub Duisburg
14. Heinr. Mietshöver, Athleten-Klub Stockholm

Unter der Leitung des Vorsitzenden Georg Drescher übernahm der Mainzer Athleten-Klub die Organisation der konstituierenden Gründungsversammlung, die dann am 16. August 1891
im Cafe Neuf (später Apostelhof) stattfand. Dort wurden die von Herrn Rudolf Bredemeyer entworfenen Satzungen nach sorgfältiger und eingehender
Beratung angenommen. Bei den anschließenden Wahlen wurde der Reichsbahninspektor Rudolf Bredemeyer, Köln, zum Verbandsvorsitzenden gewählt. Er sollte den Deutschen Athletenverband 24 Jahre lang in hervorragender Weise leiten.

Schon bald nach der überregionalen Organisation der deutschen Schwerathletik in Mainz durfte man sich in der Domstadt auch über die ersten sportlichen Erfolge der jungen Mainzer Schwerathletik freuen. Bei dem internationalen Athletenwettstreit Ostern 1892 in Köln konnte Georg Drescher den ersten Preis im Kürstemmen gegen den Europameister Wilhelm Türk aus Wien erringen. Doch dies war nur der Anfang einer außerordentlichen Karriere.

Georg Drescher war bestimmt der vielseitigste und erfolgreichste Sportler von Mainz. Er war ein ausgezeichneter Turner und gewann in dieser Sportart viele Turniere und Preise. Auch im Radsport konnte er hervorragende Siege erzielen; so erfuhr er über 500 Preise, darunter mehrere deutsche Meisterschaften und Europameisterschaften. Im Ringen zeugen noch heute viele Preise und Titel davon, dass Georg Drescher zur damaligen deutschen Spitzenklasse gehörte. Doch das Gewichtheben war sein eigentliches Metier; in dieser Disziplin war er absolute Weltklasse. In den Jahren 1892 bis 1896 stellte er sechs Weltrekorde im Gewichtheben auf, die sogar an unserer 50-Jahr- Feier im Jahre 1938 noch nicht gebrochen waren. Am erstaunlichsten ist es aber wohl, dass ein so starker Mann gleichzeitig so viel Fingerspitzengefühl besaß, dass er bei den Billard-Weltmeisterschaften 1914 in Paris den 4. Platz belegte. Der Mainzer Athleten-Klub würdigte die sportlichen und vereinsinternen Leistungen des mehrjährigen Vorsitzenden Georg Drescher, indem er ihn in der Jahreshauptversammlung am 20. Februar 1897 zum Ehrenvorsitzenden ernannte.

Aber Georg Drescher war nicht nur aufgrund seiner sportlichen Erfolge eine stadtbekannte Persönlichkeit. Er besaß die einzige Radrennbahn und bestimmte als Präsident der Prinzengarde das fastnachtliche Geschehen in Mainz mit. Spektakulär wie sein Leben war leider auch sein Tod. Der 69jährige erlag auf der Gewichtheber Europameisterschaft 1939 in Wien einem Herzinfarkt.

Die Mainzer Ringer standen jedoch dem Gewichtheber-As Drescher in diesen Anfangsjahren der Mainzer Schwerathletik in nichts nach. Bereits bei der ersten deutschen Meisterschaft, die der „Deutsche Athletenverband 1891“ im Jahre 1893 in Köln ausrichtete, wurde unser Ringer Georg Stolz auf Anhieb zweiter deutscher Meister.

Und bei den zweiten deutschen Meisterschaften 1895 in Koblenz konnten wir in dem einzigen Mannschaftswettbewerb „Musterriegen-Arbeiten“ zweiter Deutscher Meister werden.
So zählte der Mainzer Athleten-Klub schon in den ersten Jahren seines Bestehens sowohl im Ringen als auch im Gewichtheben zur deutschen Spitzenklasse.

Erfolgreiche Kämpfer des ersten Jahrzehnts waren: Nikolaus Probst, Georg Drescher, Franz Wild und Georg Stolz (deutscher Vizemeister). Diesen Sportlern folgten: Franz Nehren sen., Fritz Huber, Fritz Lange (dritter Olympiasieger im Mittelgewicht bei der Olympiade 1912 in Stockholm), Wilhelm Schramm, August Margraf, Karl Müller (zweiter Deutscher Meister 1913).

Da der Fußball- und Leichtathletiksport erst im Entstehen begriffen war, konnte die Schwerathletik in Mainz als eine der ersten Sportarten gut zur Geltung kommen. So entstanden dann noch in Mainz zwei weitere Vereine, der Mainzer Athleten-Verein 1897 und der Kraft- und Sport-Klub 1902. Im Ersten Weltkrieg starben 18 Mitglieder den Heldentod, darunter unser dritter Olympiasieger Lange. Im Jahre 1919, nachdem man in Deutschland wieder die Möglichkeit hatte, sportlich tätig zu werden, schlossen sich die drei Mainzer Schwerathletikvereine der Mainzer Athletenklub, der Mainzer Athletenverein sowie der Mainzer Kraftsportklub unter dem Namen ATHLETIK SPORTVEREINIGUNG MAINZ 88 zum Segen der Mainzer Schwerathletik zusammen.

Im Vereinslokal „Zum Täubchen“ wurde der neue Vorstand gewählt. Erster Vorsitzender wurde August Wanke. Ferner gehörten dem neugewählten Vorstand die Sportfreunde Franz Schlink, Adam Lay, August Margraf, Karl Fahrbach, Franz Bullmann, Karl Klingspor und Philipp Heil an. Nach einer Zeit der Depression nahm Mainz 88 wieder einen ungeahnten Aufstieg.
Durch die technisch hervorragenden Sportler wie Georg Guthmann, Willi Erbes, Peter und Philipp KrimmeI, Seppel Hohl, Hans Kleppe, Rudi Nehren, Karl Quick, Georg Schunk, Franz Bullmann, Willi Fehr, Hans und Gustav Krocker, Franz, Theo und Karl Schlick, Hugo Deginder und Fritz Eichblatt, die aus der Jugend hervorgingen, sowie den erfahrenen Ringern Wilhelm
Schramm (dritter Deutscher Meister 1919 im Halbschwergewicht) und Karl Müller (zweiter Deutscher Meister 1920 und dritter Deutscher Meister 1922 im Federgewicht), konnte der Verein seine frühere Erfolgsserie fortsetzen.

1921 wurden die Ringer-Europameisterschaften in Offenbach ausgetragen; hierbei konnte unser Nachwuchs-As Fritz Eichblatt erster Europameister im Leichtgewicht werden. Die nächsten Europameisterschaften wurden 1924 wiederum in Deutschland, nämlich in Neunkirchen, ausgetragen. Unser Ringer Georg Schunk wurde bei diesem Wettbewerb Dritter im Federgewicht.

"88er,, bei einem Ausflug 1921
von links.. K. Schneider, S. Wenz, H Krocker, F. Eichblatt, L. Hard, A. Schoch, K. Müller
Gewinner des "Saarland-Pokals" 1922
die Ringermannschaft des ASV Mainz 88
von links stehend: K. Klingspor, G. Krocker, F. Schrohe, K. Schneider, J Kraffirt sitzend: L. Hard, K. Müller (Deutscher Vizemeister), K. Schmitt, F. Eichblatt (Europameister), K. Rahming, davorG. Schunk
Georg Schunk
3. Europameister Ringen, Federgewicht, 1924

1926 bauten wir mit der uneigennützigen Hilfe Dutzender Vereinsmitglieder ein eigenes Vereinsheim mit Sportplatz an der alten Hechtsheimer Straße (Goldgrube). Das Vereinsheim bestand aus einem großen Wirtschaftsraum, einem Mannschaftsraum mit Badegelegenheiten und Duschen und einem Geräteraum. Alle Räumlichkeiten waren mit einer elektrischen Lichtanlage ausgestattet, so daß wir nunmehr in der Lage waren, auch bei einbrechender Dunkelheit die Kämpfe fortführen und beenden zu lassen. Überhaupt blühte in diesen wirtschaftlich schlechten Jahren unser Vereinsleben auf. Winzer brachten Wein, Metzger Fleisch und Wurst mit; es wurde gegrillt und manch rauschendes Fest gefeiert. Der ASV Mainz 88 verstand es schon immer, Sport und Vereinsleben zu verbinden. Einige ältere Mitglieder erinnern sich heute noch gerne an die schöne alte Zeit im ehemaligen Vereinsheim an der Goldgrube. Trotzdem wurde das Training natürlich nicht vernachlässigt, und unsere Sportler sorgten weiterhin in Deutschland für Furore. Georg Guthmann, der 1920 in unseren Verein eingetreten war, wurde 1928, 1930 und 1931 Deutscher Arbeiter-Meister im Ringen. 1931 nahm er an der Zweiten Arbeiter-Olympiade in Wien teil und gewann dort nach hervorragenden Kämpfen die Silbermedaille.

Vom Reichsfachamt, das auf die großen Erfolge unseres Vereins aufmerksam wurde, erhielten wir 1936 die Austragung der Deutschen Meisterschaft im Griechisch- Römischen Ringen in der Feder-, Leicht- und Weltergewichtsklasse übertragen. Die Meisterschaft wurde an den Ostertagen in der Stadthalle in mustergültiger Weise durchgeführt und nahm in sportlicher Hinsicht einen glänzenden Verlauf. Im Weltergewicht wurde unser Ringer Paul Gawenda Deutscher Meister, im Leichtgewicht belegte Seppel Mundschenk den fünften und Georg Guthmann den siebenten Platz.

Noch im selben Jahr hatten wir einen spektakulären Vereinswechsel zu melden. Der mehrmalige Deutsche Meister und Zweite Europameister von 1934, Erich Siebert, wurde dienstlich nach Wiesbaden versetzt und schloss sich unserem Verein an. 1936 wurde er Deutscher Meister im Halbschwergewicht bei der Deutschen Freistil-Meisterschaft in Bad Reichenhall
und qualifizierte sich somit für die Olympischen Spiele in Berlin. Bei diesen gewann der Neu-88er die Bronzemedaille im Halbschwergewicht, Freistil. Der Vorstand dankte diesem ausgezeichneten Sportler für seinen bombigen Einstand in unseren Verein. Doch unsere Ringer hatten noch eine weitere Vereinsverstärkung in dieser Saison zu verzeichnen. Es war Heinrich Eckweiler, der Deutsche Vizemeister von 1935, der in der zweitklassigen Büdesheimer Mannschaft keine Befriedigung mehr fand und sich deshalb unserem Verein anschloss. Ergänzt durch Ringer wie Angelo SpähnIein, der 1930, 1935 und 1936 Deutscher Meister im Leichtgewicht in der Altersklasse werden konnte, galt unsere Staffel als eine der stärksten in Deutschland.

So konnten wir z. B. 1937 die Städtemannschaft von Nürnberg-Fürth, die mit dem Olympiasieger Brendel, dem Deutschen Meister Engelhardt sowie dem mehrfachen Europameister Hornfischer heiße Eisen im Feuer hatte, 10:7 besiegen.
Unsere Ringerstaffel wurde in den dreißiger Jahren ununterbrochen Bezirksmeister, mehrmaliger Südwestdeutscher Meister, doch bei den Westdeutschen Meisterschaften mussten sie sich stets mit dem zweiten Platz begnügen. Die Mannschaft scheiterte jeweils an Siegfried Ludwigshafen, dem Deutschen Mannschaftsmeister von 1937 bis 1942 (mit einer Unterbrechung),
in dieser Zeit unbestritten die stärkste Ringermannschaft in Deutschland. So blieb dem 88er-Team die Teilnahme an den Schlußkämpfen zur deutschen
Mannschaftsmeisterschaft jedes Mal versagt. Der Vorstand verlangte von der Reichsleitung einen neuen Austragungsmodus, der diesen unhaltbaren Zustand beseitigen sollte. Eine Entscheidung hierüber wurde jedoch nie getroffen.

Doch nicht nur die Ringermannschaft geriet in diesen Jahren immer wieder in die positiven Schlagzeilen. Auch die anderen Abteilungen des ASV Mainz 88 wussten mit ansprechenden Leistungen aufzuwarten. Einen einzigartigen Rekord stellte beispielsweise unser Mehrkämpfer Willi Schmidt auf, dem es in seiner dreißigjährigen Sportlerlaufbahn gelang, rund 80 Meisterschaften zu gewinnen, darunter die Deutsche Meisterschaft, Gau-, Bezirks-, Kreis- und Vereinsmeisterschaften. Wir besitzen heute noch viele seiner Urkunden. Willi Schmidt, geb. 1897, starb in Mainz. Sein Sportkamerad Hugo Deginder wurde in den dreißiger Jahren im Rasenkraftsport sechsmal Deutscher Vizemeister, vielfacher Gau-, Bezirks- und Kreismeister. Außerdem war er Rasenkraftsporttrainer und als Schriftführer im Vorstand tätig.

Zu den großen sportlichen Erfolgen unserer Aktiven gesellte sich im Jahre 1938 ein vereinsinterner Höhepunkt: unsere 50jährige Jubiläumsfeier, die wir in der Liedertafel zu Mainz veranstalteten. Von den 12 Vereinsgründern lebten noch:
Georg Drescher, Konrad Heiter, Fritz Schlotterbeck, Fritz Traub, Fried Weiß
Der Führerrat im goldenen Jubiläumsjahr bestand aus:
Ehrenvorsitzender: Georg Drescher seit 1897
Vereinsführer: Jakob Eberle
Stellv. Vereinsführer: Benno Kipper
Dietwart: August Margraf
Beirat: Karl Seil
Platzwart und Wirtschaftsführer: Adolf Eickhof
Ringertrainer: Georg Guthmann
Ringertrainer: Seppel Mundschenk
Ringertrainer: Rudi Nehren
Stemmtrainer: Josef Hohl
Rasenkraftsporttrainer: Hugo Deginder
Mannschaftsführer: Karl Kuhn

Leider wurde diese Blütezeit der Mainzer Schwerathletik durch den Zweiten Weltkrieg unterbrochen. Von 1942 an wurden keine Mannschaftskämpfe mehr ausgetragen. Viele friedliebende Sportler mussten ihren Trainingsanzug mit dem feldgrauen Rock tauschen. Einige gute Ringer wurden von der Wehrmacht an die Nordsee versetzt, so auch unser dritter Olympiasieger Erich Siebert nach Litzmannstadt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war die vormals stolze Anzahl aktiver Sportler stark zurückgegangen. Unter den im Krieg gebliebenen Sportlern befanden sich auch die zur deutschen Spitzenklasse gehörenden Meisterringer Heukroth, Ditt, Horn, Gebrüder Engler und Erich Siebert.
Erst nach langen Verhandlungen mit der Besatzungsmacht konnte 1949 die sportliche Tätigkeit in unserem Verein wieder aufgenommen werden. Unter der Führung des neuen Vorsitzenden Willi Istel kam es zu einer Reaktivierung des ASV Mainz 88. In den Reihen der Aktiven der Nachkriegszeit standen die Sportler Sebastian Mattes, Heinrich Flick, Alex Börner, Seppel Mundschenk, Heinz Brendel, Georg Schunk, Herbert Schaffnit, Karl Steinmetz, W. Stetzner, Emil Helmstetter, Josef Jertz, Toni Görlich, Hennes Keim, W. Erbes, Hans Späth und unser Arbeiter-Olympiasieger Georg Guthmann, der, wie auch bereits vor dem Krieg, wieder als Ringertrainer fungierte. Unsere Ringermannschaft konnte auf Anhieb Meister der Verbandsrunde 1949 werden und stieg 1950 in die neugegründete Oberliga Rheinhessen- Rheinland auf. Dadurch war die Staffel wieder erstklassig.

Meister der Ringer-Oberliga 1950 von links:J Muhr, J jertz, J Mundschenk, R. Stötzner, E. Helmstetter, H Flick, B. Mattes, G. Guthmann, T. Gör/ich, F. Bullmann
Erfolgreiche Ringer- Jugendmannschaft 1950 von links: F. Schlink sen., G. Eichblatt, F. Schlink, F. Schott, F. Steinmetz, K. Steinmetz, G. Hain, F. Berntroth, A. Börner
Meistermannschaft 1952
von links: H. Balzer, J. Jertz, H. Brendel, O.Schroth, J.Mundschenk, A.Bormuth, F.Bernrotj, F.Bornruth, A. Börner, K.Ehret

Die Jugendarbeit und -ausbildung brachte bald den ersten Nachwuchs für die ohnehin schon starke Ringerriege. Kurt Steinmetz, Rudi Baier, Albert Pfeifer, Franz Krummeck, Werner und Günter Kögel, Franz Bullmann jun., Georg Hain, Friedel Steinmetz, Fred Berntroth und Heinz Kaiser standen derzeit auf der Liste der jungen Aktiven. Eine weitere Verstärkung erfuhr
die Mannschaft 1951, als Adam Bormuth von Weisenau und der ehemalige Deutsche Meister Karl Ereth von Ludwigshafen zum ASV Mainz 88 wechselten. Im Jahre 1953 war der Leistungsstand unserer Ringerstaffel bereits so hoch, daß die erste internationale Begegnung gegen den jugoslawischen Vizemeister „Proleter Zrenjanin“ durchgeführt werden konnte und
als ein großer Sieg in die Vereinsgeschichte einging. Inzwischen war auch das sportliche Angebot des Vereins gestiegen. 1950 wurde unter der Leitung unseres Ex-Ringers Franz Sickenberger (der später 16 Jahre lang das Amt des Bundestrainers innehatte) eine Kunst¬kraftsport-Abteilung eröffnet. Besonders erfolgreich waren die „Fünf Nikols“, die 1953 Deutsche
Vizemeister in der Fünfergruppe werden konnten. Dieser Gruppe gehörten Karl-Heinz Enderl, Friedel Pfeifer, Ernst Nikolaus, Franz Rehm und Franz Sickenberger an. 1954 erfolgte die Aufstellung einer Judo-Abteilung unter dem Altmeister Otto Schmelzeisen.

Auch in der Vereinsspitze kam es zu Anfang der 50er Jahre zu Veränderungen. Nachdem Willi Istel1950 zum Ehrenvorsitzenden ernannt wurde, wurde einer der prominentesten Mainzer zum Vorsitzenden gewählt: Ernst Neger. Drei jahre lang hatte er dieses Amt inne, bevor er wegen Arbeitsüberlastung als Vorsitzender zurücktrat. Die Vereinsführung wurde dann in die Hände von Hans P. Häfner gelegt. Unterdessen Leitung kam es dann im Jahre 1954 zum Aufbau der zweiten Sportstätte in der Geschichte des ASV Mainz 88. Die Stadt Mainz hatte unserem Verein den Festungsgraben am Pulverturm zur Verfügung gestellt. Mit erneut selbstlosem Einsatz vieler Mitglieder wurde die Sportstätte aufgebaut und im Mai 1957 eingeweiht. Benannt wurde sie „Jakob- Steffan-Kampfbahn“ nach dem ehemaligen Sozialminister des Landes Rheinland-Pfalz, der ebenfalls unserem Verein angehörte. Diese Sportanlage war eine der schönsten in Westdeutschland und oft Austragungsort großer Schwerathletikveranstaltungen. Zusammen mit dem Alex-Börner-Jugendheim bildete die Anlage das Zentrum unserer Vereinstätigkeit. Wirtschaftlich ging es bergauf, viele Talente besuchten das Training des ASV. Der Vorsitzende Hans P. Häfner pflegte das familiäre Vereinsleben. Es wurden Fastnachtsbälle und -sitzungen, Vereinsfeiern, Weihnachtsfeiern und sportliche Turniere organisiert. Unermüdliche Sportfreunde waren im Einsatz, um die Jugendförderung innerhalb der einzelnen Sportarten zu pflegen und zielstrebig auszubauen. Unter der Anleitung der älteren Sportfreunde wurde somit das gesamte Vereinsklima in jeder Hinsicht positiv beeinflusst. Diese angenehme Atmosphäre wirkte sich vor allem auf die sportlichen Leistungen der Aktiven aus. Die Ringer ¬und Gewichthebermannschaften waren stets in den oberen Klassen Südwestdeutschlands vertreten. Auch bei Einzelmeisterschaften konnten die Sportler des ASV Mainz 88 zahlreiche Rheinhessen- und Rheinland-pfalz- Meistertitel erkämpfen. Seppel Mundschenk erwarb in der Nachkriegszeit sogar wiederholt den Titel des deutschen Meisters in der Altersklasse sowie Georg Schunk den Titel des Vizemeisters in seiner Gewichtsklasse.
Aber vor allem die Jugend wurde durch die intensive Arbeitsleistung unserer Fachausbilder und Betreuer immer wieder bis zur deutschen Spitzenklasse herangeführt.

Einen großen Erfolg konnten die 88er 1958 verbuchen, als Bruno Steinmetz seinen ersten deutschen Meistertitel errang; danach wurde er noch zweimal Deutscher Jugendmeister und zweimal Deutscher Juniorenmeister. Von 1958 bis 1970 gewann er insgesamt 12 Medaillen bei deutschen Meisterschaften.
So kamen viele junge Nachwuchsringer und -gewichtheber, die sich alle in einer hervorragenden sportlichen Form befanden, in den Einsatz des Landes Rheinland-Pfalz. Die jungen Ringer des Vereins, die aus dem Nachwuchs des Trainingsleiters Kurt Steinmetz hervorgingen, stellten, zusammen mit einigen Neuzugängen, eine sportlich ausgezeichnete Mannschaft dar, die sich in der starken Gruppenliga Rheinland-Pfalz große Achtung verschaffte. Zur ersten Garnitur gehörten derzeit folgende Sportler: Horst Eckholt, Peter Hoffmann, Gebrüder Rohde, Ferno Morgenthaler, Bruno Steinmetz, Bernd Bluhm, Manfred Launer und Willi Kiefer.

Nach der Zeit des Wiederaufbaus und der Neuorientierung waren die 60er Jahre von sportlichen Höhepunktenund vereinsinternen Festlichkeiten geprägt. Der erste Anlass hierzu bot sich im Jahre 1963, in welchem der ASV Mainz 88 sein 75jähriges Bestehen feierte. Der Vorstand setzte sich in diesem Jahr aus den Sportfreunden Hans P. Häfner, Peter Dornbusch, Willi Maier, Hans Späth, Karl-Heinz Wolf, Lorenz Bargon, Hans Brückmer, Herbert Schaffnit, Wilhelm (Pat) Müller, Emil Müller sen., Willi Ries, Werner Görlich, Frieder Plaum, Paul Helbach und Vinzenz Kapesser zusammen. Auch die Stadt Mainz würdigte das Jubiläum des Vereins in einem Geleitwort, das der damalige amtierende Oberbürgermeister der Stadt verfasst hatte. Darin hieß es: „Der Athletik-Sportvereinigung Mainz 1888 e. V. spreche ich zu ihrem 75jährigen Jubiläum meine herzlichsten Glückwünsche aus. Für viele Mainzer, die sich für die sportlichen Ereig-nisse interessieren, ist die Athletik-Sportvereinigung ein Begriff. In den Sportarten der Schwerathletik, das wissen wir, steht sie an führender Stelle in Rheinland-Pfalz. Daneben herrscht ein besonders schöner, kameradschaftlicher Geist in dieser Vereinigung. Dass sie ihre Jakob-Steffan-Kampfbahn in Selbsthilfe errichtet hat, spricht ebenso dafür wie die
Tatsache, dass sie ein besonderes Augenmerk auf die Jugendarbeit richtet. Dadurch wird die stolze Sporttradition durch die Vereinigung von Generation zu Generation weitergereicht.

Im darauf folgenden Jahr widmete man sich in Mainz wieder ganz der sportlichen Leistung. Einen besonderen Ansporn erhielten die Athleten durch die in diesem Jahr vom Deutschen Athletenbund eingerichteten Bundesli¬gen für die Gewichtheber und Ringer. Im Kampf um die Gruppenmeisterschaft in Rheinland- Pfalz gelang es den Ringern des ASV Mainz 88, den ersten Platz zu belegen. Sie besiegten nach dramatischen Kämpfen den VfK Schifferstadt und stiegen als einzige rheinland-pfälzische Mannschaft in die Bundesliga auf. Den bereits in den 60er Jahren starken Gewichthebern gelang es ebenfalls, sich bei den Ausscheidungskämpfen den Platz in der Bundesliga zu sichern. So waren wir der einzige Verein in Deutschland, der innerhalb der Schwerathletik mit zwei Bundesligamannschaften aufwarten konnte. In dieser ersten Bundesligasaison konnten die Ringer einen guten Mittelplatz erreichen. Doch die Gewichtheber sorgten für Furore.

„Ich wünsche der Athletik-Sportvereinigung Mainz 1888 e. V. auch fernerhin ein erfreuliches Wirken und ihren Mitgliedern viel Erfolg im sportlichen Wettkampf.“
Stein
Oberbürgermeister

In diesem Jubiläumsjahr fanden zahlreiche sportliche Großveranstaltungen statt, wobei sich die Sportarten Ringen, Gewichtheben und Judo in hervorragender Weise präsentierten. Mannschaften aus Jugoslawien, Frankreich und Holland gaben diesen Veranstaltungen einen internationalen Charakter.

Bereits im ersten Bundesligakampf verblüfften sie ihre Gegner mit einem neuen deutschen Mannschaftsrekord. Die Staffel konnte die ganze Saison 1964/65 unbesiegt bestehen und wurde nach dem letzten Bundesligakampf im Januar 1965 neuer Deutscher Mannschaftsmeister im Gewichtheben. In der erfolgreichen Mannschaft fand man Namen wie den Deutschen Meister Krug, den Deutschen Vizemeister Liersch, den Deutschen Jugendmeister Kucera (er hob später mehrere Weltrekorde) sowie die deutschen Spitzensportler Liewald, Kirch, Schumann, Helmstetter und Leuthner. Taktisch gut gelenkt und betreut wurde unsere Meistermannschaft von den Mannschaftsführern Müller und Bullmann.

Deutscher Mannschaftsmeister im Gewichtheben 1964/65
von links, stehend: F. Bullmann, B. Krug, E. Liewald, G. Kireh, L. Schumann, H Müller kniend: K. Liersch, W. Kucera, J Leuthner

Dass wir im Jahre 1965 den Titel des Mannschaftsmeisters nicht wie vorgesehen verteidigen konnten, lag an der Erkrankung und dem Ausfall einiger Gewichtheber, so dass wir unter dem Einsatz von Ersatzleuten nur den 5. Platz belegen konnten. Doch in der Saison 1966/67 kam mit den Neuzugängen Eduard Schuster (Deutscher Vizemeister und Halter der Jahresweltbestleistung im Drücken) und dem Deutschen Jugendvizemeister Wilhelm Kauk frischer Elan in die Abteilung. Diese starke Mannschaft konnte in der Saison 1966/67 3. Deutscher Mannschaftsmeister werden. In der Mannschaft wirkten folgende Athleten mit:
Bemd Krug, Eduard Schuster, Wilhelm Kaük, Klaus Liersch,Lothar Schumann, Lothar Hart, Karl-Heinz Helmstetter und Werner Renth. Betreut wurde die Mannschaft von Herbert Schlink.
Trotz mehrerer Abgänge (die Gewichtheber Krug, Schuster und Kauk verließen den Verein) konnten wir 1969 wiederum 3. Deutscher Mannschaftsmeister im Gewichtheben werden. Eine taktische und geradezu herausragende Mannschaftsleistung ging der Tat voraus. Die Mannschaft bestand aus: Lothar Harth, Günter Kirch, Hermann Schmitt, Werner Renth, Lothar Schumann, Klaus Liersch, Karl-Heinz Helmstetter, Dieter Grimm und Michael Rubino.

Die Gewichthebermannschaft musste leider nach der Saison 1972, genau am 18. 11.72, wieder absteigen. Trotz guter Nachwuchsarbeit (sie gewannen mehrere deutsche Meisterschaften bei den Jugend- und Juniorenmeisterschaften) gelang ihnen der erneute Aufstieg in die Bundesliga nicht.

Auch für die anderen Abteilungen des Vereins waren die 60er Jahre eine erfolgreiche Periode. Am Mainzer Ringerhimmel war mittlerweile ein neuer Stern aufgegangen: Emil Müller. 1963 gewann er seine erste von insgesamt 15 deutschen Meisterschaften. Von 1963 bis 1976 wurde er dreimal Deutscher Jugendmeister und siebenmal Deutscher Juniorenmeister. Aufgrund
dieser Erfolge ist er bis heute noch Rekordmeister der Junioren. Fünfmal konnte er den Titel des Deutschen Seniorenmeisters erringen. 1974 war sein erfolgreichstes Jahr. Bei den Europameisterschaften in Madrid wurde er 3. Europameister im Bantamgewicht, Freistil, und bei der Weltmeisterschaft in Istanbul konnte er den 6. Platz belegen.

Deutsche Ringermeisterschaft 1968
1. Emil Müller (ASV MAINZ 88)
2. A.Wieser (Reichenhall) 3. E.Drywa (Witten)
Wilfried Dietrich und der sechs jährige Emil Müller 1955 16 Jahre später ringen beide in derselben Mannschaft
Europameisterschaft 1974
1. Jelew (Bulgarien)
3. Emil Müller(ASVMainz 88) 2. Brüchert(DDR)

Eine weitere Verstärkung erfuhr die Ringermannschaft 1965 durch den achtfachen Deutschen Meister Franz Schmitt, der durch seine Überwürfe und seinen aggressiven Kampfstil einer der prominentesten deutschen Ringer war. Ebenfalls erfreulich war die Entwicklung unserer Judogruppe. Unter der Leitung des erfahrenen Sportlehrers Otto Schmelzeisen (der mit 8 Dan der höchste Dan-Träger Deutschlands war) und des Betreuers Wilhelm (Pat) Müller wurde sie zu einer der größten und besten Judoabteilungen im südwestdeutschen Raum. Die Gruppe wuchs auf eine Stärke von 250 Sportlern heran und dominierte auf allen Turnieren und Meisterschaften in unserem Land. Auch unsere zahlenmäßig kleinste Abteilung, die Kunstkraftsportgruppe, steigerte ihre Leistungen 1968 unter der Leitung von Hans Späth erheblich. Im gleichen Jahr noch wurde im Rahmen des „Zweiten Weges des Sports“ eine Frauen- und Männerabteilung geschaffen, die den herangewachsenen Sportfreunden die Möglichkeit der sportlichen und körperlichen Fortentwicklung bieten sollte. Zweimal wöchentlich trainierten die 50 Personen starke Frauengruppe im Gymnastiksaal des Hallenbades „Am Taubertsberg“ und einmal in der Woche an der gleichen Stelle die männliche Sportgruppe, die eine Gesamtstärke von 25 Mitgliedern hatte. Das Jahr 1968 brachte, neben der Gründung einer neuen Abteilung, noch zahlreiche weitere Höhepunkte in die Vereinsgeschichte. So war es vor allem das Jubiläumsjahr, das Jahr unseres 80jährigen Bestehens. Zur Jubiläums-Generalversammlung wurde folgender Gesamtvorstand gewählt:
1. Vorsitzender Hans P. Häfner
2. Vorsitzender Rudi Schmitt und Fritz Stöck
1. Schriftführer: A. Thiele
2. Schriftführer: H. Wolf
1. Kassierer: W.Weyershäuser
Jugendleiter: V. Scheidenberger
Pressewart: Günter Schäfer
Ringsportwart: H. Schaffnit
Gewichthebersportwart: H. Schlink
Judosportwart: W. Müller
Rasenkraftsportwart: H. Winkler
Beisitzer: A. Pfeifer R. Beyer R. Kloster P. Dornbusch
Platzwart: W. Michels

Der Deutsche Athleten-Bund hatte unserer großen Sportgemeinschaft anlässlich ihres langjährigen Bestehens die Austragung der deutschen Meisterschaft im Ringen, Senioren, griechisch-römischer Stil, am 26. und 27. April 1968 übertragen. Diese Krönung und zu gleicher Zeit Anerkennung durch die höchste Instanz unseres Bundesgebietes wussten die 88er zu würdigen. In der Sporthalle des Institutes für Leibesübungen der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz wurde diese Meisterschaft in mustergültiger Weise durchgeführt und nahm in sportlicher Hinsicht einen glänzenden Verlauf. Das begeisterte Publikum erlebte, dass nach hochklassigen und dramatischen Kämpfen unser Jungstar Emil Müller im Fliegengewicht seine erste deutsche Seniorenmeisterschaft und unser Altmeister Franz Schmitt seine neunte deutsche Meisterschaft gewann. Ferner wurden Bernd Bluhm vierter und Manfred Launer fünfter Deutscher Meister im Halbschwergewicht. Von acht Gewichtsklas¬sen konnten wir zwei Deutsche Meister stellen, so daß wir in Mainz von einer gelungenen Meisterschaft sprechen konnten.

Deutsche Ringermeisterschaft 1968 1. Franz Schmitt (ASV Mainz 88)
2. K. Rost (Witten) 3. M. Schöndorfir (Neuaubing)

Doch die Ringer sorgten in diesem Jahr weiterhin für Aufsehen. Da 1968 die Olympischen Spiele in Mexiko erst im September ausgetragen wurden, konnten die Wettkämpfe um die deutsche Mannschaftsmeisterschaft erst Ende Oktober gestartet werden. Um die lange Zwischenzeit sportlich zu überbrücken, schuf der Deutsche Athleten-Bund erstmalig ein Bundespokalturnier für Ringermannschaften. An ihr beteiligten sich alle Bundesligamannschaften unter dem Austragungsmodus des K-o.-Systems. Nachdem unsere Mannschaft Neuaubing, Freiburg, St. Georgen und Hallbergmoos ausgeschaltet hatte, stand sie im Endkampf gegen die starke Ringerstaffel von Bauknecht Schorndorf. Der erste Endkampf wurde am 18. Oktober in Mainz nach sehr spannenden Kämpfen 12:6 gewonnen. Im Rückkampf in Schorndorf am 26. Oktober konnten wir uns eine 12:8-Niederlage leisten, um mit dem Gesamtergebnis von 20:18 Deutscher Pokalsieger im Ringen zu werden. Diese Pokalmeisterschaft wurde im Ringen nie mehr wiederholt, so daß wir von einem einzigartigen Erfolg in unserer Vereinsgeschichte sprechen können. Eingesetzt wurden in den Endkämpfen folgende Ringer: Emil Müller, Josef Stabel, Nuri Cakici, Bruno Steinmetz, Werner Pritzl, Franz Schmitt, Reinhold Drott, Wolfgang Ries und der Neuzugang Gerd Volz.

Deutscher Pokalmeister im Ringen 1968 und 1. der Bundesliga West von links, stehend: F. Stöck (2. Vorsitzender), W Pritz F. Schmitt, H Schaffnit (Betreuer), R. Drott, M. Launer, H Häfner (1. Vorsitzender) kniend: E. Müller, N Cakici, B. Steinmetz, J. Topsakal

Im gleichen Jahr noch gaben wir der deutschen Presse erneut Anlass zur Berichterstattung über unseren Verein. Wir verstärkten uns mit dem amtierenden Europa- und Weltmeister Sirri Acar. Mit dem Türken Acar konnten wir den einzigen amtierenden Weltmeister in der Ringer- Bundesliga zu unseren Aktiven zählen. Einen weiteren Topringer hatten wir in Ilhan Topsakal,
der auf der Griechisch-Römisch-Europameisterschaft 1968 den 3. Platz in der 62-kg-Klasse belegen konnte. Doch trotz dieser Klassemannschaft kamen wir nicht über das Halbfinale bei den deutschen Mannschaftsmeisterschaften in der Saison 1968/69 hinaus. Ab 1968 übernahm Franz Schmitt das Training der Senioren, und Kurt Steinmetz spezialisierte sich auf den Schüler- und Jugendnachwuchs. Zusammen mit dem Jugendleiter Viktor Scheidenberger, der 25 Jahre im Amt war, entwickelte sich eine der besten Nachwuchsschmieden in Deutschland. Ende der 60er und in den 70er Jahren produzierten sie Medaillen bei deutschen Jugend- und Juniorenmeisterschaften wie am Fließband. Medaillengewinner in dieser Zeit waren: Emil Müller, Camillo Morgenthaler, Wolfgang Ries, Horst Jost, Heinz Schmieden, Jürgen und Philipp Hofern, Robert Gottwald, Gerhard Bauer, Gerhard Schneider, Peter Rosenbusch und Kurts Sohn Dietmar Steinmetz. Den größten Mannschaftserfolg konnten sie 1972 in Aalen verbuchen, als sie 2. Deutscher Jugendmannschaftsmeister wurden.

Doch die Erfolge kamen nicht von ungefähr; gutes und hartes Training und viel Kampfpraxis waren die notwendigen Voraussetzungen. Die Kampfpraxis wurde auf Turnieren geholt; fast jedes Wochenende war das einzigartige Erfolgsduo Steinmetz/Scheidenberger mit ihren Buben auf einem Ringerturnier irgendwo in Deutschland unterwegs! Ein ganz großes Talent wurde bisher noch nicht erwähnt:
Karl-Heinz Helbing, der von 1972 bis zu seinem Vereinswechsel im Jahre 1978 13 Medaillen bei deutschen Meisterschaften für unseren Verein gewann. Er wurde zweimal Deutscherjugendmeister, viermal Deutscher Juniorenmeister und dreimal Deutscher Seniorenmeister. 1965 trat Karl-Heinz mit seinem älteren Bruder Günter in die Judo-Abteilung unseres Vereins ein und war dort das größte Nachwuchstalent. 1968 nahm ihn sein Vater Hans zu den damals in Mainz stattfindenden deutschen Ringermeisterschaften mit. Als der 11jährige Karl-Heinz sah, wie Emil Müller und Franz Schmitt unter dem tosenden Beifall des Publikums Deutsche Meister wurden, stand für ihn fest, dass er, wie der Emil, Deutscher Meister im Ringen werden wollte; fünf Jahre später war es dann soweit.
Auch international konnte er sich gut ins Rampenlicht setzen. Der 19jährige fuhr als jüngster deutscher Ringer mit zur Olympiade 1976 in Montreal. Dort wurde er mit seinem offensiven Stil zum Publikumsliebling und konnte nach hochwertigen Kämpfen 3. Olympiasieger im Weltergewicht, griechisch-römischer Stil, werden.

Deutscher Jugendmannschaftsmeister 1972 im Ringen stehend von links: Scheidenberger (Jugendleiter), R. Jung, R. Gottwald, J. Hoftm, E. Meisenzahl, H Schmieden, N Steinmetz, Ph. Hoftm, K. Helbing, E. Müller (Trainer) kniend: D. Steinmetz, G. Schneider, G. Haupt, M. Siech, D. Friedrich

Seine Sportkameraden und Vereinsfans bereiteten ihm bei seiner Ankunft auf dem Frankfurter Flughafen einen großen Empfang. Mit einem Konvoi, der aus über 20 Wagen bestand, ging es nach Mainz. Und mitten im Sommer wurde mit ohrenbetäubendem Hupkonzert durch die Straßen der Stadt eine "Kappenfahrt" veranstal­tet. Ein Jahr später wurde er bei den Junioren- Weltmeisterschaften in Las Vegas Vizeweltmeister.
Die intensive Nachwuchsarbeit zahlte sich aus. Die 70er Jahre sollten die bislang erfolgreichste Zeit für die Ringermannschaft des ASV Mainz 88 werden. Der größte Clou in unserer Vereinsgeschichte gelang 1971.
Deutschlands Ringerkönig Wilfried Dietrich schloss sich unserem Verein an. Der Schwergewichtler, "Deutsch­lands bester Ringer aller Zeiten", war Olympiasieger, Welt- und Europameister und bereits 27mal Deutscher Meister.
Dietrich rang von 1971 bis 1978 in Mainz. 1972 gewann er seinen 28. deutschen Meistertitel (der erste für den ASV Mainz 88) und qualifizierte sich somit für die Olympischen Spiele, die 1972 in München stattfanden. Durch seinen Schultersieg über den amerikanischen 4-Zentner-Koloß Chris Taylor ging Dietrich durch die Weltpresse und avancierte dadurch zum Favoriten. Nach mehreren Siegen musste er gegen den Rumänen Dolipschi eine ungerechte Disqualifikationsniederlage hinnehmen. Einen Einspruch lehnten die deutschen Betreuer mit dem Argument, als ausrichtendes Land keinen Protest einlegen zu können, ab. Trotz seiner frühen Abreise wurde er noch 4. Olympiasieger von München. Dietrich, der dadurch um eine Olympiamedaille betrogen worden war, beendete seine internationale Karriere und stand ab dann nur noch seinem Verein ASV Mainz 88 zur Verfügung.

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Doch noch andere Spitzenringer verstärkten unsere Staffel: unter ihnen Ilhan Topsakal (3. Europameister, mehrfacher Türkischer Meister), Berthold Brückner (Deutscher Juniorenmeister) und die mehrfachen Deutschen Meister Hermann Lohr und Reinhard Zeiher.

Die Saison 1972/73 wurde die bis dahin erfolgreichste für unseren Verein. Rechtzeitig wurde die größte Sporthalle „Am Großen Sand“ fertig gestellt, die unser neues Domizil wurde. Die starke Mannschaft dieser Saison wurde Meister der Bundesliga West und besiegte Schorndorf im Halbfinale mit 27:10 und 23,5:16,5 Punkten. Daraufhin trafen wir am 3. und 10. Februar 1973 im Finale um die deutsche Mannschaftsmeisterschaft auf den KSV Witten. Zu erwähnen bleibt noch, daß kurz vor der Saison ein weiterer spektakulärer Vereinswechsel stattfand. Wir verstärkten uns mit dem 10fachen Deutschen Meister, Vizewelt- und Europameister Rolf Lacour. Alle Versuche, Lacour im Endkampf starten zu lassen, scheiterten am Deutschen Ringerbund, so dass wir nicht mit unserer optimalen Besetzung in den Kampf gehen konnten. Den ersten Endkampf, den wir in der Rüsselsheimer „Walter-Köbel- Halle“ vor 3 000 Zuschauern austrugen, konnten unsere Ringer Heinz Schmieden, Dietmar Friedrich, Emil Müller, Bruno Steinmetz, Hermann Lohr, Ilhan Topsakal, Reinhard leiher, Wolfgang Ries, Reinhold
Drott und Wilfried Dietrich mit 25,5:14,5 unter dem tosenden Beifall der Mainzer Ringerfans gewinnen. Im Rückkampf, in der überfüllten Husemann-Sporthalle in Witten, pausierte Wolfgang Ries. Für ihn kam unser Trainer Franz Schmitt zum Einsatz. Trotz Benachteiligung durch das Kampfgericht konnten wir unseren 11- Punkte-Vorsprung verteidigen. Wir verloren zwar 23: 13, wurden jedoch mit dem Gesamtergebnis von 38,5:37,5 neuer Deutscher Mannschaftsmeister im Ringen. Hinzuzufügen ist noch, dass in dieser Saison auch Mehmet Teker, Berthold Brückner, Bernd Bluhm und Manfred Launer eingesetzt wurden. Betreut wurde die Meistermannschaft von Herbert Schaffnit. Daß es uns gelang, so eine starke Mannschaft aufzubauen, war hauptsächlich der Verdienst unseres damaligen Vorsitzenden Hans P. Häfner. Als 1. Vorsitzender und als Sportreferent der Stadt Mainz räumte er uns alle Schwierigkeiten aus dem Weg und mobilisierte insbesondere Mäzene für den Verein. Rudi Schmitt, 2. Vorsitzender Finanzen, ebnete den wichtigen finanziellen Weg. Großen Anteil an der starken Leistung der Ringermannschaft hatte auch Günter Schäfer, 2. Vorsitzender Sport, der für die Verstärkung der Staffel verantwortlich zeichnete und vor Beginn der Saison ein klares Ziel vor Augen hatte: die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft.

Deurtscher Mannschaftsmeister 1973 im Ringen
von links: D.Friedrich, H.Schmieden,E.Müller, B.Steinmetz, J.Topsakal, H.Lohr, R.Zeiher, R.Drott, W.Ries, W.Dietrich

Dem Jubel über den großen Mannschaftserfolg folgte jedoch bald weniger Erfreuliches. Die Stadt Mainz hat inzwischen das Stadthaus am Pulverturm, an das unsere Vereinsstätte „Jakob-Steffan-Kampfbahn“ angeschlossen war, verkauft, und auch wir mussten ausziehen. Als Ausgleich bekamen wir ein Gelände von 5.500 qm am Rodelberg (Berliner Siedlung) von der Stadt zur Verfügung gestellt. Zum dritten Mal in unserer Vereinsgeschichte bauten wir ein Vereinsheim auf. Planer und Bauleiter Günter Schäfer krempelte zusammen mit seinen vielen ehrenamtlichen Helfern die Hemdsärmel hoch und realisierte ein Projekt, das einen Gesamtwert von über 500 000 DM darstellte. Trotz größerer und kleinerer Spenden von Firmen und Geschäftsleuten (besonders erwähnen muss man Kurt Kaufmann, der später auch 2. Vorsitzender bei uns war, sowie die vorbildliche Eigenhilfe der Mitglieder), waren wir gezwungen, einen Kredit aufzunehmen. Auf einer Fläche von 280 qm sind Schankraum, kleiner Tagungssaal, Jugendheim, Küche, sanitäre Anlagen und Lagerräume untergebracht. Zusätzlich waren im Keller ein Gewichtheberraum mit Duschanlage sowie ein Fußballplatz neben dem Vereinsheim angelegt worden. In Planung waren weiterhin vier Tennisplätze, Spielfelder für Volleyball und Faustball, so dass ein geschlossenes Freizeitzentrum entstehen sollte. Am 10. Februar 1974 konnten wir in unser neues Vereinsheim einziehen. Besonders stolz und zufrieden war Hans Häfner, der als Vorsitzender, Initiator und treibende Kraft für diesen Neubau verantwortlich war.

Trotz aller Beschwernisse sorgten unsere Ringer weiterhin für Schlagzeilen: Nach dem Gewinn der deutschen Mannschaftsmeisterschaft beendete Franz Schmitt seine erfolgreiche Laufbahn; der 36 jährige war neunmal Deutscher Meister und 5. Europameister. Er ist heute noch Ehrenmitglied in unserem Verein. Als Verbandstrainer von Hessen war er voll ausgelastet, so dass Emil Müller das Vereinstraining übernahm.

Als nächstes sportliches Ziel stand die Titelverteidigung in der Saison 1973/74 an. Hierzu standen folgende Ringer zur Verfügung: Mehmet Eker, Rolf Lacour, Heinz Schmieden, Emil Müller, Bruno Steinmetz, Ilhan Topsakal, Hermann Lohr, Berthold Brückner, Reinhard Zeiher, Reinhold Drott, Wolfgang Ries und Wilfried Dietrich. Hinzu kamen noch die Deutschen Jugendund Juniorenmeister Philipp Hofern, Karl-Heinz Helbing und Gerhard Bauer. Leider mussten wir in dieser Saison unseren Titel an den KSVWitten 07 abgeben. Doch in der Saison 1974/75 konnten wir unsere Klasse erneut unter Beweis stellen und zogen in den Endkampf um die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft ein. Finalgegner war der seit langem ungeschlagene ASV Schorndorf. Der erste Kampf fand wiederum in der mit 3 000 Besuchern gefüllten Walter-Köbel-Halle in Rüsselsheim statt. Mit zwei verletzten Ringern und ein wenig Pech verloren wir den Heimkampf, trotz spannender und guter Kämpfe, mit 15:21. Den Rückkampf in der mit 4000 Zuschauern überfüllten Sporhalle in Waiblingen verloren wir, obwohl wir unserem Gegner alles abverlangten, mit 22:14. Der Vorsitzende Hermann Schwindling sowie der Bundestrainer des DRB, Heinz Ostermann, bescheinigten unserer Staffel, daß sie nach ihren guten Leistungen zu Recht Deutscher Vizemeister wurde. In unserer Mannschaft standen: Heinz Schmieden, Rolf Lacour, Hizir Sari, Emil Müller, Bruno Steinmetz, Ilhan Topsakal, Hermann Lohr, Karl-Heinz Helbing, Reinhard Zeiher, Reinhold Bock, Andreas Meyndt und Wilfried Dietrich.

Deutscher Vizemannschaftsmeister 1975 im Ringen
von links.. R. Lacour, H Sari, E. Müller, B. Steinmetz, J. Topsakal, H Lohr, R. Zeiher, R. Drott, W. Ries,
W. Dietrich

In der Saison 1975/76 scheiterten wir im Halbfinale. Für die Saison 1976/77 verstärkten wir uns mit dem deutschen Spitzenringer Roland Jäger und dem persischen Weltklasseringer Abdullah Hazi-Ahmat; der Freistilringer war nach kurzer Zeit der Publikumsliebling der Mainzer Ringerfans.

Mit großer Cleverness, Routine und Schlitzohrigkeit, wobei für letzteres unser Mannschaftsführer Herbert Schaffnit zuständig war, kam unsere Staffel ins Halbfinale gegen den KSV Aalen. Nach hochwertigen Kämpfen konnten wir in Aalen 22:21 gewinnen. Erwähnenswert ist der Sieg Abdullahs über den bis dahin in Deutschland unbesiegten Türken Ilgare. Den Rückkampf in Mainz konnten wir ebenfalls mit 24:13 gewinnen. Im anderen Halbfinale setzte sich Schifferstadt gegen Schorndorf mit 24: 18 und 18:22 recht knapp durch.

So kam es zum Traumfinale der ewigen Kontrahenten VfK Schiffertstadt - ASV Mainz 88. Der Titelverteidiger Schifferstadt trug den ersten Kampf am Samstag, dem 22.Januar 1977, in der Friedrich-Ebert-Halle in Ludwigshafen aus. In den sehr emotional geführten Kämpfen ging es öfter über den Grad des Erlaubten hinaus. Das Kampfgericht ließ sich sehr vom Schifferstädter Publikum beeinflussen, so daß unser Ringerkönig Wilfried Dietrich wegen defensiver Ringweise und unser Ringer-As Abdullah Hazi-Ahmat wegen Beißens (sein Gegner Gerhard Sattel drückte ihm seinen Unterarm in den Mund) disqualifiziert wurden.
Den besten Kampf des Abends lieferte Roland Jäger, der den Schifferstädter Europameister Rolf Krauss mit 8:7 Punkten besiegen konnte. Doch die Schifferstädter gewannen mit 24: 18 den Kampf. Vor dem Rückkampf, der sonntags um 10.00 Uhr in der Walter-Köbel-Halle stattfand, heizten die Medien den Kampf an. Sie berichteten sensationshungrig in einem noch nie da gewesenen Umfang von Krawallen, vom „Beißer“ und apostrophierten den Rückkampf zum Jahrhundertkampf, dem spannendsten Endkampf aller Zeiten. So kam es auch! Die mit 4 500 Besuchern völlig überfüllte Halle entwickelte sich zum Hexenkessel. Es fanden zehn hochkarätige, spannende aber faire Kämpfe statt, die von dem neu eingesetzten Kampfgericht Metzler, Schuster und Schindler hervorragend geleitet wurden. Vor dem letzten Kampf (Abdullah Hazi-Ahmat gegen den amtierenden Deutschen Meister Alexander Senn) führte Schifferstadt mit dem Gesamtergebnis von 43:40; unser Ringer-As musste also unbedingt eine 4-Punkte-Wertung (Schultersieg oder technischer Punktsieg mit mindestens 12 Punkten Unterschied) erringen. Nach dem ersten Drittel stand es 1:1 nach Punkten, für die Zuschauer eine kaum auszuhaltende Spannung. Doch dann zeigte der persische Weltklasseringer sein Können. Mit einem Feuerwerk seiner Griffkombinationen drehte er den Deutschen Meister regelrecht durch die Mangel. Nach der Kampfzeit, genau um 12.51 Uhr, führte er 23:4 und wurde von dem begeisterten Mainzer Publikum wie ein Held gefeiert.

Deutscher Meister 1977
von links: N Cakici, W Dietrich, W Ries, R. Baumgärtner, R. Bock, Ph. Hoftm, K.-H Helbing,A. Hazi-Ahmat, J Topsaka B. Steinmetz, R. Jäger, E. Müller, H Sari, H Schmieden, M. Cakici

Durch den 26:19-Sieg, welcher ein Gesamtergebnis von 44:43 ergab, wurde der ASV Mainz 88 zum zweiten Mal Deutscher Ringermannschaftsmeister. In der Mannschaft standen:
Mehmet Cakici, Heinz Schmieden, Hizir Sari, Emil Müller, Roland Jäger, Bruno Steinmetz, Ilhan TopsakaI, Abdullah Hazi-Ahmat, Karl-Heinz Helbing, Philipp Hofern, Robert Baumgärtner, Roland Bock, Wolfgang Ries und Wilfried Dietrich. Betreut wurde die Staffel von ihrem Trainer Nuri Cakici und Mannschaftsbetreuer Herbert Schaffnit. Die Vereinsgeschicke lagen in den
Händen des 1. Vorsitzenden Hans P. Häfner, Günter Schäfer (2.Vorsitzender Sport) und Rudi Schmitt (2. Vorsitzender Finanzen).
Der 43 jährige Wilfried Dietrich beendete nach dem Sieg der Deutschen Mannschaftsmeisterschaft eine einzigartige Karriere. Der Olympiasieger, Weltmeister, Europameister und 30fache Deutsche Meister trug schätzungsweise 1 600 Kämpfe in 27 Jahren aus. Davon hatte er keine 20 Niederlagen, nie kam er mit den Schultern auf die Matte. Das war die Bilanz eines Ringerkönigs, der abdankte.

Als Titelverteidiger starteten wir in der neuen Saison 1977 sehr Erfolg versprechend; im dritten Kampf konnten wir den VfK Schifferstadt mit 27,5: 14,5 klar besiegen. Doch beim Rückkampf in Schifferstadt (den wir leider verloren) ließ sich Abdullah Hazi-Ahmat vom Publikum so provozieren, daß er diesem sein entblößtes Hinterteil präsentierte. Der 23jährige Perser wurde mit einer sofort wirksamen Sperre von einem Jahr und einer Geldstrafe in Höhe von 1 000 Mark bestraft. Die Sperre bedeutete einen großen Verlust für unsere Meister-mannschaft. Die Verantwortlichen reagierten sehr schnell, indem sie unseren Olympiasieger Wilfried Dietrich wieder aktivierten. Die Mannschaft erreichte sicher die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft. Im Viertelfinale besiegten wir den ASV Schorndorf mit 22:18 und 30,5:10,5. Doch im Halbfinale waren wir gegen den KSVWitten ohne Hazi-Ahmat chancenlos. Wir verloren 21: 17 und 22,5:15,5.

Deutscher Meister 1977 im Weltergewicht: Karl-Heinz Helbing
Junioren-Vizeweltmeister 1977 : Karl-Heinz Helbing
3. Olympiasieger 1976 in Montreal:
Karl-Heinz Helbing (ASV Mainz 88)

Im Frühjahr 1978 kamen wir durch unser Vereinsheim in finanzielle Schwierigkeiten. Für die geplanten Tennisplätze wurde uns die Baugenehmigung verwehrt, da sich die Anwohner über die zu erwartende Lärmbelästigung beschwert hatten. Über 200 Bewerber waren derzeit daran interessiert, in unsere Tennisabteilung einzutreten. Als einmalige Aufnahmegebühr wollte jeder 1 000 Mark bezahlen. Mit diesem Geld sollte unser Baukredit gelöscht werden. Da wir die Tennisplätze jedoch nicht bauen durften und auch unsere zweite Einnahmequelle, unser Vereinslokal, nicht den Zuspruch erhielt, den wir uns erwartet hatten, gleichzeitig aber auch die Zinsen mit jedem Jahr stiegen, wurde der Schuldenberg, anstelle der vorgenommenen Tilgung, immer höher. Die finanzielle Not des Vereins wurde immer größer, und für den Spitzensport blieb kein Geld mehr übrig. Das Ergebnis war, dass unsere Ringermannschaft auseinander fiel. Abdullah Hazi-Ahmat ging zurück nach Persien. Hizir Sari und Gerhard Bauer wechselten nach Goldbach, und Roland Jäger ging zu seinem Stammverein Kahl zurück. Reinhard Bock und Wilfried Dietrich beendeten endgültig ihre Laufbahn. Was für uns am schmerzlichsten war: unser Weltergewichtsmeister und Olympiadritter Karl-Heinz Helbing sagte unserem Verein ebenfalls Ade und wechselte zum KSV Witten. So mussten wir in der Saison 1978 auf unseren guten Nachwuchs setzen. Für die Insider waren wir der Abstiegskandidat Nr. 1. Doch die Totgesagten leben bekanntlich länger. Nach diesem Motto schlug sich unsere junge Mannschaft mit Bravour und brachte die Sensation fertig, sich in der Ersten Bundesliga mit dem 4. Platz die Teilnahme an der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft zu sichern. Doch am 16. und 23. Dezember 1978 schieden sie im Viertelfinale gegen den späteren Deutschen Meister KSV Aalen aus.

In der Mannschaft standen folgende Ringer: Michael Politano, Ahmed und Mehmet Cakici, Dietmar Friedrich, Emil Müller, Dietmar Steinmetz, Peter Rosenbusch, Ilhan Topsakal, Philipp und Georg Hofern, Michael Kordyka,Jim Pentland und Wolfgang Ries. Für die Saison 1980 plante der Deutsche Ringerbund eine Verkleinerung der Bundesliga von zehn auf acht Mannschaften, so dass 1979 drei Mannschaften aus der Ersten Bundesliga absteigen mussten. Nach einer völlig verkorksten Saison stiegen wir am 15. Dezember 1979 nach dem letzten Bundesligakampf zusammen mit dem KSG Ludwigshafen und Heros Dortmund in die Zweite Bundesliga ab.

Die erste Saison in der zweithöchsten Klasse bot jedoch allen Anlass zur Hoffnung auf einen direkten Wiederaufstieg in die Erste Bundesliga. Nach dramatischen und hoch engagierten Kämpfen konnten wir Meister der Zweiten Bundesliga Mitte werden. Bei den Aufstiegskämpfen am 3. und 10. Januar 1981 scheiterten wir jedoch mit 18:22 und 16:26 am TuS Aldenhoven. Bei den Aufstiegskämpfen wurden folgende Ringer eingesetzt: Michael Politano, Feri Moini, Peter Politano, Dietmar Friedrich, Emil Müller, Dietmar Steinmetz, Ralf Wagner, Peter Rosenbusch, Robert Gottwald, Reinhold Raber, Willi Schrupp, Seppel Hirt und Wolfgang Ries.

Doch nicht nur der verpasste Aufstieg kümmerte die Mitglieder des Vorstandes. Die ständig wachsenden Kosten, die unser Vereinsheim verursachte, konnten vom Verein nicht länger getragen werden. Wir waren gezwungen zu verkaufen. Nach zahlreichen harten Verhandlungen wurde ein Kompromiss mit der Stadt Mainz geschlossen. In der Generalversammlung vom 4.5. 1982 erklärte der Sportdezernent und Bürgermeister Diehl von Mainz, dass die Stadt den ASV Mainz 88 durch den Kauf des Vereinsheims sanieren werde. Die Stadt ihrerseits verpflichtete sich, das Vereinsheim und die Sporträume ausschließlich den 88ern zur Nutzung zu überlassen. Der Verkauf wurde in der Generalversammlung beschlossen und anschließend folgender Vorstand neu gewählt:
Vorsitzender: Günter Schäfer
Stellv. Vorsitzender(Wirtschaft): Peter Hofmann
Stellv. Vorsitzender (Sport): Fritz Stöck
Kassierer: Karl-Heinz Friedrich
Kassierer: Gustav Strupp
Schriftführer: Gerhard Kumher
Jugendleiter: Viktor Scheidenberger
Beisitzer: Hans A. Geier
Horst Jooß
Bruno Ott
Prof. Dr. E. Pick
Bruno Raudzus
Walter Rosenbusch
Weiterhin wurden bestätigt:
Abteilungsleiter Ringen: Herbert Schaffnit
Abteilungsleiter Judo: Gerhard Mahn
Abteilungsleiter Gewichtheben: Peter Hellenthal
Finanzausschuss-Vorsitzender: Rolf Ollig

Der 68 jährige Hans P. Häfner konnte nun nach 30jährigem erfolgreichem Vorsitz sein Amt an Günter Schäfer abgeben. In den Vorstands Sitzungen konnte man sich nun endlich mehr den sportlichen Problemen widmen. Doch der nächste große Ärger war schon vorprogrammiert. Im Frühjahr 1982 verstärkten wir uns mit unserem ehemaligen Ringer Mehmet Cakici und dem Jugendmeister Frank Stäblein. Inzwischen hatte der Deutsche Ringerbund eine Wechselsperre von zwei Jahren beschlossen. Das bedeutete, dass Mehmet Cakici, der bei uns das Ringen gelernt hatte, zwei Jahre nicht in unserer Mannschaft hätte ringen dürfen. Der Vorstand war jedoch der Ansicht, dass es seine Pflicht sei, den Aktiven die Möglichkeit zur Ausübung ihres Sports zu bieten. Nach mehreren Versuchen, die Sperre abzuschaffen, blieb uns nur noch ein Weg offen, nämlich die benannten Ringer über eine „einstweilige Verfügung“, also durch eine ordentliche gerichtliche Entscheidung, freizubekommen und in unserer Mannschaft einzusetzen. Der Deutsche Ringerbund wertete daraufhin jeden Kampf, indem wir einen Ringer mit Hilfe einer einstweiligen Verfügung einsetzten, mit 0:40 gegen uns. Doch bei der ordentlichen Gerichtsverhandlung, während der wir optimal von unseren Rechtsanwälten Bernd Heller und Michael Harschneck vertreten wurden, beschloss das Landgericht in Saarbrücken, dass eine zweijährige Sperre für einen Vereinswechsel nicht haltbar sei. Unser Verein bekam in allen Punkten recht, und der Deutsche Ringerbund musste die Kosten für die einstweiligen Verfügungen und die Gerichtskosten übernehmen. Doch nach mehreren Auseinandersetzungen, die noch von den Medien zusätzlich hochgespielt wurden, siegte letztendlich die Vernunft. Vereinsvertreter des ASV Mainz 88 und des Deutschen Ringerbundes setzten sich zusammen und bauten mit einem Kompromiss alle Hindernisse ab, so dass wir heute von einem guten Verhältnis zum Deutschen Ringerbund sprechen können. Durch die Vereinbarung bekamen wir unsere gewonnenen Punkte in der Zweiten Ringerbundesliga zurück und mussten in der Saison 1982 nicht in die Landesliga absteigen.

Ab 1983 konzentrierten wir uns wieder ausschließlich auf den Sport, unsere Schulden waren abgebaut und unsere Prozesse ausgestanden. 1983 und 1984 wurde unsere Ringerstaffel Vizemeister der Zweiten Bundesliga Mitte. 1984 war es allerdings schmerzlich, nur Zweiter zu werden, da wir fast die ganze Saison hindurch auf dem ersten Platz lagen und dann doch noch kurz vor Ende von Mömbris- Königshofen abgefangen wurden.
Von einem schönen Erfolg bei den Einzelmeisterschaften konnte unser Verein im Frühjahr 1984 berichten. Unser Nachwuchstalent Manfred Helbing konnte Deutscher Jugendmeister im griechisch-römischen Stil in der 81-kg-Klasse werden. Dadurch wurde er für die A-Jugend-Weltmeisterschaft, die vom 4. bis 7. Juli in Washington (USA) ausgetragen wurde, nominiert. Auf dieser konnte er, wie ehemals sein Bruder Karl-Heinz, Vizeweltmeister werden. Der Vorstand ehrte ihn gebührend für diese große Leistung.

Für die Saison 1985/86 hatte unser Vorsitzender Günter Schäfer wieder ein klares Ziel vor Augen: die Meisterschaft in der Zweiten Bundesliga und den Aufstieg in die Erste Bundesliga. Doch um Spitzensport betreiben zu können, sind finanzielle Mittel vonnöten; so entstand die Idee, einen Förderkreis zu gründen. Nach gründlichen Vorarbeiten, bei denen sich insbesondere unsere Vorstandsmitglieder Günter Schäfer, Rolf Ollig und Hans A. Geier verdient gemacht haben, fand die Gründungsfeier des Förderkreises am Freitag, dem 29.3.1985, im Mainzer Hilton Hotel statt. Sie war zunächst ein voller Erfolg; mehrere Sportfreunde, Geschäftsleute und Ringerfans traten dem Förderkreis bei, welcher jedoch in finanziell Schwierigkeiten geriet und daher seit der 2. Amtszeit von Prof. Dr. Pick keine Rolle mehr beim ASV Mainz 88 spielt. In den Vorstand diese Förderkreises wurden folgende Sportfreunde gewählt:
1. Vorsitzender: Horst Geiz
Stellv. Vorsitzender: Rolf Ollig und Hugo Höhler
Schatzmeister und Geschäftsführer: Werner Schmorleiz
Beisitzer: Hans A. Geier, Günter Schäfer, Bruno Ott, Hans-Otto Wilhelm, Hans Häfner und Wilfried Dietrich

Auch das Vereinsleben sollte wieder mehr gepflegt werden. Seit 1983 veranstalteten wir bisher jedes Jahr ein Sommerfest im Schulhof der Eisgrubschule. Mit zahlreichen Sport- und Showvorführungen sowie viel Musik und Tanz wurde es zu einem beliebten Vereinsfest, das inzwischen schon Tradition hat. Da unser Verein sehr freundschaftliche Bindungen zum Mainzer Musikzug „Die Altstadt-Bauern“ hat (viele unserer Mitglieder sind auch Mitglieder der Bauern), veranstalteten wir zusammen mit Mainzer Schaustellern von Freitag, dem 18. 5. 1984, bis Montag, dem 21.5.1984, erstmals die Vilzbach-Kerb. Auch das erste Sommerfest 1983 organisierten und gestalteten wir gemeinsam mit der Musik-Show-Band Mainz-Altstadt „Die Bauern“. Bis heute hat sich diese Freundschaft erhalten; wir besuchen ihre Fastnachtssitzungen und Vereinsfeste, und sie haben schon auf vielen unserer Veranstaltungen unentgeltlich gespielt. Für diese jahrelange freundschaftliche Zusammenarbeit möchten wir hier nochmals die Gelegenheit nutzen, um uns bei den damaligen Vorstandsmitgliedern Friedel Klein, Karl-Heinz Lay, Manfred Müller, Jürgen Ramb, Wolfgang Meier, Walter Drews und den restlichen Mitgliedern der „Altstadt-Bauern“ zu bedanken.

Nach vielen guten und spannenden Ringkämpfen konnten wir Meister der Zweiten Bundesliga Mitte werden. Die Aufstiegskämpfe mussten wir im Januar 1986 gegen den Meister der Zweiten Bundesliga Nordwest, ASV Heros Dortmund, bestreiten. Leider konnten wir nicht mit unserer stärksten Mannschaft antreten, denn unser Schwergewichtler Wolfgang Ries hatte sich im November 1985 im Kampf gegen Ludwigshafen einen Sehnenriß im linken Schultergelenk zugezogen. Dies war das Ende seiner erfolgreichen Ringerlaufbahn. Wolfgang Ries war hiernach noch in verschiedenen Positionen im Vorsand tätig.

Den ersten Kampf in Dortmund konnten wir dennoch mit 19,5:19,5 unentschieden ringen, so dass für den Heimkampf alles offen war. In den Medien wurde die Mainzer Staffel favorisiert. Jeder Ringerfan in Mainz wollte eine Eintrittskarte für den Aufstiegskampf haben, um diesen spannenden Wettkampf mitzuerleben. In der überfüllten Mainzer Sporthalle „Am Großen Sand“ kam es dann zum heiß ersehnten Rückkampf. Doch gerade bei diesem entscheidenden Kampf machte sich das Fehlen unserer zwei Ringerasse bemerkbar. Trotz sehr guter Leistungen unserer Athleten wuchs unser Gegner an diesem Abend über sich hinaus und konnte uns besiegen. Die Enttäuschung war sehr groß, als wir mit 17:21 den Kampf verloren.
Eingesetzt wurden bei den Kämpfen folgende Ringer: Feridoun Moini, Vincenz Politano, Peter Politano, Emil Müller, Franz Stäblein, Mehmet Cakici, Ralf Wagner, Gerhard Bauer, Manfred Helbing, Willi Schrupp und Philipp Hofern. Der 15 fache Deutsche Meister Emil Müller schloss nach diesem Kampf seine einzigartige Ringerkarriere ab. Auch er blieb uns weiterhin im Verein, in verschiedenen Positonen (Trainer, Vorstand) erhalten. desweiteren beendete unser erfolgreicher Mannschaftsführer Herbert Schaffnit seine 26 jährige Laufbahn.

Für die Saison 1986/87 hatten wir viele Neuzugänge zu verzeichnen: für das Papiergewicht den zweiten Deutschen Jugendmeister Robert Eckstein, für das Federund Leichtgewicht, Freistil, den Emil-Müller-Nachfolger Stefan Unsöld, für das Leicht- und Weltergewicht, Freistil, den Ex-Jugendweltmeister und siebenfachen persischen Meister Ali Reza Amiri-Eliasi und für das Mittel- und Halbschwergewicht, Freistil, den mehrfachen afghanischen Meister Ahmad Jan Amadi. Doch ein großes Handicap war es für uns, dass zwar fünf ausländische Spitzenringer unserem Verein angehörten, wir aber nach der neuen Ausländerregelung nur einen nicht deutschen Ringer in der Mannschaft aufstellen durften. Dennoch waren wir nach dem knapp verpassten Aufstieg auch in der neuen Saison der Favorit für die Meisterschaft. Unsere starke Ringerstaffel setzte sich auch gleich an die Spitze der Tabelle. Besonders unsere Neuzugänge Eckstein (er wurde erfolgreichster Ringer in der Saison 1986), Unsöld (zweiter erfolgreichster Ringer) und Amiri-Eliasi (der alle Kämpfe gewann, aber durch die Ausländerklausel nicht immer eingesetzt werden konnte) konnten die neuen Publikumslieblinge der Mainzer Ringerfans werden.

Gewinner des Rheinland-Pfalz-Pokals 1985, die Ringermannschaft des ASV Mainz 88
von links, stehend: D. Böck, St. Wagner, M. Cakici, J Weinmann, R. Wagner, A. Weyrauch, A. Topsakal, B. Bluhm, Pb. Holen kniend: D. Friedrich, E. Müller, M. Politano, F. Stäblein, P. Politano, F. Moini, V. Politano

Es gelang der Mannschaft erneut, Meister der Zweiten Bundesliga Mitte zu werden. Die Aufstiegskämpfe am 3.1.1987 und 10. 1. 1987 wurden gegen den Meister der Bundesliga Nord, den ASV Essen-West, ausgetragen. Der erste Kampf fand diesmal in Mainz statt. Eine prächtige Stimmung herrschte in der Mombacher Sporthalle „Am Großen Sand“, als der Vorsitzende Günter Schäfer vor rund 1.400 begeisterten Zuschauern, darunter viel Prominenz aus Politik und Sport, die Gegner begrüßte. Dass diese Veranstaltung wieder zu einer Supershow wurde, war nicht nur den Mainzer „Altstadt-Bauern“ zu verdanken, die mit ihrer Band und ihren Go-go-Girls die nötige Stimmung brachten, sondern auch den 20 Aktiven, die in den zehn Kämpfen hervorragenden Sport boten. Unsere Ringer Robert Eckstein, Manolito Willrich, Michael Politano, Frank Stäblein, Stefan Unsöld, Mehmet Cakici, Ralf Wagner, Gerhard Bauer, Stefan Wagner und Manfred Helbing gewannen den Vorkampf mit 23: 16,5 Punkten. Nach dem letzten Kampf glich die Mombacher Sporthalle einem Tollhaus, die Zuschauer feierten noch minutenlang nach dem Abpfiff stürmisch ihre Mannschaft.

Meister der 2. Ringer-Bundesliga Mitte 1986 von links, stehend: Henritzi, R. Wagner, Unsöld, St. Wagner, Helbing, Amadi, Gebauer, Stäblein, Cakici, Oberst Pawlik, Müller kniend: Moini, Bluhm, Amiti-Eliasi, Wittrich, Eckstein, M. Politano, P. Politano, Topsakal

Zum Rückkampf in Essen wurden vier Reisebusse eingesetzt. Vor der Sporthalle sah man fast nur Mainzer Pkw. In der Halle waren von rund 1 000 Zuschauern allein 400 Mainzer Schlachtenbummler anwesend, die sich vor allem akustisch sehr bemerkbar machten. Die Mannschaft wurde ganz auf Sicherheit eingestellt; 17 Punkte mussten wir erringen, um den Aufstieg zu schaffen. Die Riege blieb in fast derselben Besetzung bis auf Manolito Willrich, für den Robert Wagner aufgestellt wurde, und Mehmet Cakici, für den Ali Reza Amiri- Eliasi zum Zuge kam. Nach hochklassigen Kämpfen, in denen beide Mannschaften mit letztem Einsatz rangen, verloren wir zwar mit 18: 17, doch das bedeutete, dass wir mit einem Gesamtergebnis von 40:34,5 Punkten den Aufstieg in die Erste Bundesliga erkämpft hatten. Nach dem entscheidenden letzten Gongschlag war die Essener Sporthalle fest in Mainzer Hand. Unser Vorsitzender Günter Schäfer lud alle Ringerfans, die nach Essen gekommen waren, zu einer Meisterschaftsfeier nach Mainz ein. Dies blieb nicht das einzige Fest nach dieser erfolgreichen Saison. Zum besonderen Ereignis wurde für uns die Teilnahme am Mainzer Rosenmontagszug, in dem wir mit zwei Wagen präsent waren. Mit dem Aufstieg in die Erste Bundesliga hatten wir unser langjähriges Ziel endlich erreicht.

In der Zwischenzeit hatte unsere Sportgemeinschaft erneut Zuwachs bekommen. Am 18. 2. 1986 eröffnete der Abteilungsleiter der Gewichtheber, Horst Jooß, eine neue Frauengruppe, die unter dem Namen „Muskel Dich Fit“ aktiv ist. Gymnastik und Hanteltraining sorgen so für den sportlichen Ausgleich vieler Aktivenfrauen. Die Gruppe, die inzwischen über 50 Mitglieder zählt, ist für den Verein auch durch ihre regelmäßige Hilfe bei Vereinsfesten besonders wertvoll. Das Jahr 1987 wurde für den ASV Mainz 88 ein sportlich sehr erfolgreiches Jahr. Neben dem bereits geschilderten Aufstieg in die Erste Bundesliga konnten unsere Ringer auch bei den Rheinland-Pfalz-Meisterschaften der Senioren im freien Stil ihre Güte unter Beweis stellen und als erfolgreichster Verein das Turnier verlassen. Bei den Deutschen Meisterschaften im Ringen waren vier Mainzer Athleten unter den Medaillengewinnern. Die erste Seniorenmedaille für den ASV seit 1978 erkämpfte sich Frank Stäblein. Er belegte den dritten Platz in der 62-kg-Klasse im griechisch-römischen Stil. Auch unser Nachwuchs konnte sich bei den diesjährigen deutschen Meisterschaften gut in Szene setzen. Jens Steinmetz wurde Deutscher Jugend-Vizemeister in der 81-kg-Klasse. Robert Eckstein konnte ebenfalls die Deutsche Vizemeisterschaft bei den Junioren, griechisch-römischer Stil (48-kg-Klasse), erringen. 1988 ringt der ASV eine schwache Saison und muss den Weg in die 2. Bundesliga Mitte antreten, wo er jedoch prompt im Folgejahr Meister der 2.Bundesliga Mitte wird und nach der Meister-Saison 1989 erneut in die 1. Bundesliga aufsteigt. Im ersten Jahr der Erstligazugehörigkeit erreicht der ASV Mainz 88 den Nord, es folgt 1991 der 6.Tabellenplatz um jedoch im Folgejahr 1992 mit einem schwachen 8. Tabellenplatz erneut den Weg in die Zweitklassigkeit anzutreten. Auch in der 2. Bundesliga Mitte kann der ASV Mainz 88 kein Fuß fassen und steigt 1993 nach einem enttäuschenden 8. Platz in die Regionalliga Rheinland-Pfalz-Saarland ab. 1994 gelingt es 2. In dieser Regionalliga zu werden und steigt hinter dem KSV Köllerbach erneut in die 2. Bundesliga-Mitte auf, wo 1995 der 5.Tabellenplatz errungen wird. In den zwei Folgejahren kommt aus aus finanziellen und organisatorischen Gründen zum Abstieg zunächst in die Regionalliga Rheinland-Pfalz-Saarland um im Jahr 1997 seine Mannschaft komplett zurückzuziehen; erstmals in der 110 jährigen Vereinsgeschichte steht der ASV Mainz 88 ohne Mannschaft da. Dies stellt sicherlich einen Tiefpunkt in der langjährigen Geschichte dieses Traditionsvereins dar.

Nach Bündelung der Kräfte traut man sich an den Neustart und fängt 1998 ganz unten in der Verbandsliga Rheinland-Pfalz. Nach einer ernüchternden Saison mit nur einem Sieg belegt man in der tiefsten deutschen Ringklasse den letzten Platz. Aber mit Herzblut und Hingabe arbeitet man weiter hinter den Kulissen und kann 1999 eine Mannschaft an den Start bringen die ungeschlagen in der Verbandsliga bleibt und sich mit dem 1. Platz den Aufstieg in die Oberliga sichert. Hier gelingt im Jahr 2000der Durchmarsch und der ASV Mainz 88 belegt den 1. Platz, was gleichbedeutend mit dem Aufstieg in die Regionalliga Rheinland- Pfalz-Saarland bedeutet. Die Siegesserie setzt sich auch in der Regionalliga fort und nach einem packenden Zweikampf mit dem AC 09 Laubenheim schafft es der ASV Mainz 88 sich mit einem Punkt Vorsprung an die Tabellenspitze zu setzen und somit 2001 Meister in der Regionalliga zu werden. Der Freude über den Aufstieg in die Zweite Bundesliga währt nur kurz, denn man belegt den letzten Platz im Jahr 2002 und steigt postwenden wieder ab. So geht es zunächst weiter: 2003 wird man 7. In der Regionalliga, 2004 belegt man den 2. Platz und 2005 sichert man sich erneut den Aufstieg in die 2.Bundesliga West.

2006 marschiert der ASV Mainz 88 durch die 2. Liga und wird Meister, gleichbedeutend mit dem Aufstieg in die 1. Bundesliga – nach über 15 Jahren! Zunächst gelingt 2007 ein Platz im Mittelfeld (6.) und 2008 sogar eine Steigerung auf den 3. Platz in der 1.Bundesliga, worauf ein 5.Platz 2009 folgt und 2010 ein 6. Platz. 2011 schafft es der ASV Mainz 88 erstmals wieder in die Playoffs nach einem 4. Tabellenplatz in der regulären Runde. Nach einem souveränen Sieg gegen Aalen erreicht man das Halbfinale.Dort unterliegen die Mannen des Erfolgstrainers Baris Baglan denkbar knapp dem KSV Köllerbach im Halbfinale um die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft mit nur einem Wertungspunkt nach Hin- und Rückkampf in der Gesamtwertung.

Gestärkt durch diese Erfahrung und unnachgiebig zum Wohle des Vereins wird in der Vorbereitung auf allen Ebenen hart gearbeitet bis der ASV Mainz 88 die richtige Mischung findet: die Mannschaft marschiert unbeeindruckt von allem auf den 1. Platz und schlägt alle namhaften Gegner in der regulären Runde (allesamt Meisterschaftsfavoriten mit Köllerbach und Mömbris). In der Endrunde besiegt man in spannenden Kämpfen den TUS Adelhausen sowie den heißesten Meisterschaftsfavortien ASV Nendingen, welcher gespickt ist mit international dekorierten Topathleten. In zwei brisanten und höchst spannenden Kämpfen schafft es die Truppe um den Teamkapitän David Bichinashvili die Nendinger niederzuringen und behauptet sich nach Hin- und Rückkampf mit einem Wertungspunkt Differenz was den Finaleinzug zur Folge hat. Hier trifft man auf den bestens bekannten KSV Köllerbach, Vizemeister des Vorjahres und Bezwinger des Vorjahresmeisters Weingarten im anderen Halbfinale. Doch zunächst wird die Vorfreude auf das Finale von der Frage: „Wo trägt man ein solches Event aus? „überschattet. Soll man es so machen wie die Vorgänger in den 70er Jahren und den Mainzern den Weg nach Rüsselsheim oder evtl. sogar nach Aschaffenburg zumuten? Oder schafft man es evtl. innerhalb von nur einer Woche eine geeignete Sportstätte in Mainz zu finden um allen Mainzern diesen historischen Finaleinzug präsentieren zu können. Man erwartet schließlich ca. 3000-5000 Zuschauer – Mainz als Sportstadt hat sich dieses Sportevent redlich verdient denken sich die Stadtoberen und durch die in Mainz ansässige Event-Spezialfirma DocStage mit ihrem Inhaber Peter Schwemann hat man einen positiv Verrückten der sich mit dem Vorstand des ASV Mainz 88 auf den Weg macht den Wunsch der Stadtoberen zu erfüllen. Man hat in Mainz keine Sportstätte dieses Ausmaßes, so dass man sich kurzerhand entschließt diese Sportstätte, die später von der hiesigen Presse ehrfurchtsvoll als das „Madisons Square Garden von Mainz „ bezeichnet wird, selbst aus dem Boden zu stapfen. Händeringend sucht man Hilfe und hier zeigt sich die typische Meenzer Art – Hilfbereitschaft, Fleiß und eine große Portion Optimismus gepaart mit einer unglaublichen Solidarität in Mainz sind die Zutaten die es dem ASV Mainz 88 ermöglichen binnen einer Woche auf dem Messegelände in Mainz Hechtsheim eine Arena von bisher ungeahntem Ausmaß für über 4000 Zuschauer aufzubauen. Viele, viele freiwillige Helfer, unsere Stadtoberen, die Stadtwerke, die Verlagsgruppe Rhein-Main, die Sparkasse Mainz und…und… und…alle sitzen Sie mit im Boot und es werden über 120 Tonnen Material nach Mainz-Hechtsheim gefahren ,um dort aus dieser Masse mit der Expertise von DocStage das „Mainzer Madisons Square Garden“ entstehen zu lassen. Am 20.01.2013 ist es endlich soweit: mit einer unglaublichen Bühnen-Technik, mit einem typischen Meenzer Rahmenprogramm, wo auch die Schwellköpp nicht fehlen dürfen und mit aufopferungsvoll kämpfenden Mainzer Ringern, welche über sich hinaus wachsen, weil sie von den über 3000 pausenlos aufmunternden Mainzer Fans zu diesem glanzvollen Sieg getragen werden gelingt des den Mannen von Baris Baglan einen 8 Punkte Vorsprung herauszukämpfen. Ganz Mainz liegt sich nach diesem historischen Sportevent in den Armen und der Tusch-Sieg von unserem Teamkapitän David Bichinshvilli gegen den ehemaligen Weltmeister aus der Ukraine Aldatov wird ebenso unvergessen bleiben wie der 4:0 Sieg von Abdullah Hazi-Ahmat 1977 gegen den Schifferstädter Senn. Dieser Sieg und der Glaube an die eigene Stärke als Team ermöglicht es dem ASV Mainz 88 im Rückkampf am 26.01.2013 sich nach einer Herzschlagfinale im Saarland die dritte Deutsche Mannschaftsmeisterschaft nach 1973 und 1977 zu erringen. Hauchdünn, aber mit eisernem Willen errungen ist es der glanzvolle Abschluss einer grandiosen Saison 2012/2013 in der man sowohl Deutscher Mannschaftsmeister in der 1. Bundesliga geworden ist als auch mit unseren „jungen Wilden“ angeführt vom Trainergespann Krumbholz / Demir den 1. Platz in der Oberliga geschafft hat und somit nächstes Jahr mit der 2. Herrenmannschaft in der Regionalliga ringen wird. Die Stadt Mainz würdigt diesen Erfolg der Mannschaft und unter schallendem Applaus dürfen sich die Protagonisten der Meisterschaft ins „Goldene Buch“ der Stadt Mainz eintragen.

Es wird sogar organsiert das der ASV Mainz 88 mit einem eigenen Mottowagen am Rosenmontagsumzug mit der Plakette 88a mitfährt – ein unglaubliches Ende einer unglaublichen Saison auf die wir mit viel Dankbarkeit und Demut zurückblicken. Der Erfolg hat viele Namen, aber Namen kommen und gehen, was bleibt, als einzige feste Konstante, ist der Verein dem alle nach besten Kräften in diesen 125 Jahren gedient haben und der vielen , vielen Menschen, der Stadt Mainz und dieser Region viel zurückgegeben hat.

125 Jahre ASV Mainz 88 – Meilensteine auf
dem Weg von Gründung bis Jetzt, Auf- und
Abstieg eines Vereins, der eben MEHR ist
als nur ein Ringerverein…

125 Jahre ASV Mainz 1888 e.V.
 Retro Version 1973/1977  Stand Up (For The Champions) 2012/13

Davyd Bichinashvili wird Trainer

Der ASV Mainz 88 ging als Titelverteidiger in eine wie erwartet schwere Saison 2013/2014. Die deutschen Punktesammler Tahir Zaidov, Coskun Efe und ebenso wie Fliegengewichtler Suhrab Atalay aus der Meistermannschaft zählten nun nicht mehr zum Kader. Davyd Bichinashvili, einer der Erfolgsgaranten für den dritten Meistertitel wechselte auf den Trainerposten und wollte nur im Notfall antreten, um den Umbruch der neuen Mannschaft einzuleiten.

Die Mainzer kämpften in der Bundesligagruppe Nord, in der sie gemein- sam mit dem sechsfachen Deutschen Meister aus Köllerbach und der RWG Mömbris-Königshofen zu den Favoriten zählten.

Mit einem großen Selbstvertrauen ausgestattet, belegten die 88er am Ende der regulären Saison ungeschlagen den ersten Tabellenplatz.

Als Gruppenerster gingen die Mainzer gesetzt ins Viertelfinale um die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft. Dort trafen sie auf den Viertplatzierten aus der Südgruppe, den SV Triberg. Die Schwarzwälder, die ohne ein großes Budget eine richtig starke Saison abgeliefert hatten, erwarteten in ihrer aus- verkauften heimischen Halle ein ersatzgeschwächtes Mainzer Team. Denn einige der Mainzer Spitzenathleten hatten für das Viertelfinale keine Freigabe von ihren Heimatverbänden erhalten und standen dem ASV somit nicht zur Verfügung.

So reichte es beim Hinkampf nur zu einem 18:18 Unentschieden mit ledig- lich vier Mainzer Einzelsiegen. Zwei Kämpfe vor Ende führten die Triberger gar mit 18:10. Dass es allerdings nicht für einen Überraschungssieg gegen den deutschen Mannschaftsmeister reichte, lag an den beiden Weltergewichtlern Kiril Terziev und Bálint Korpási. Ihnen gelang durch zwei überzeugende technisch-überlegene Punktsiege der Ausgleich zum 18:18.

Im Rückkampf eine Woche später in der Sporthalle am Großen Sand machte der ASV Mainz 88 dann seine Sache um einiges besser und gewann mit insgesamt acht Einzelsiegen (27.10)

Gemeinsam mit den Mainzer Fans feierte die Mannschaft in der prall gefüllten Sporthalle am Großen Sand den Halbfinaleinzug.

Erneut trafen die Mainzer dort auf den ASV Nendingen. Aufgrund seines breiten Kaders, der gespickt mit einer Vielzahl von internationalen Spitzenathleten war, galt er als Favorit. Die Mainzer die zunächst Auswärts antraten, hielten in einem engen Kampf gut dagegen, in dem beide Teams jeweils fünf Einzelsiege verbuchen konnten. Dennoch gewannen die Gast- geber mit 16:13.

Eine Woche später beim Rückkampf in Mainz-Mombach musste der ASV Mainz 88 einen Drei-Punkte-Rückstand aufholen, um ins Finale einzuziehen. Gegen den starken ASV Nendingen eine fast aussichtslose Aufgabe. Auch in der Mombacher Kampfarena präsentierten sich die Nendinger, als übermächtiger Gegner. Am Ende konnten die Mainzer nur 4 Kämpfe für sich entscheiden und schieden mit 12:18 aus. Für den ASV Mainz war es rückblickend eine sehr erfolgreiche Saison, denn das Trainerteam um Davyd Bichinashvili, der selbst mehrfach erfolgreich als Ringer einsprang, hatte sehr gute Arbeit geleistet. Mit der Halbfinalteilnahme gelang es den Mainzern zum dritten Jahr in Folge in die Vorschlussrunde einzuziehen. Die Mainzer verloren in der gesamten Saison nur gegen den späteren Meister, denn der ASV Nendingen setzte sich im Finale hauchdünn gegen den SV Germania Weingarten durch.

Saison 2013/2014

Trainer: Davyd Bichinashvili
Tabellenplatz: 1
Erfolg: HALBFINALE
Punkte: 31:1, 15 Siege, 1 Unentschieden
Besonderheit: 2 Staffeln, Süd 8 Mannschaften,
Nord 10 Mannschaften (Mainzer Gruppe)
Meister: ASV Nendingen

Im Halbfinale erenut gegen Nendingen

Erneut schafften es die Mainzer unter die besten 4 Teams in Deutschland und mussten wieder dem ASV Nendingen den Vortritt ins Finale lassen. Dennoch konnten die Verantwortlichen auf eine sehr erfolgreiche Saison zurückblicken.

Der ASV Mainz 88 hatte erneut unter Beweis gestellt, dass man sich mit den deutschen Top-Klubs auf Augenhöhe befindet. Dies wurde auch in der Saison 2014/2015 wieder deutlich, weil die Mainzer die Gruppenphase souverän als Zweitplatzierte beendeten und dem zweimaligen Meister ASV Nendingen Paroli boten.

Dabei hatte die sportliche Leitung in dieser Runde erneut keine leichte Aufgabe auf dem Transfermarkt. Fünf Abgänge galt es zu kompensieren, darunter auch die der drei Leistungsträger Stefan Gheorgitha, Dawid Karecinski und William Harth. Im Gegenzug wurden sechs neue Sportler verpflichtet. Dennoch waren die Variationsmöglichkeiten begrenzt, denn mit den Greco-Spezialisten Daigoro Timoncini und Mark O. Madsen fielen zwei wichtige Leistungsträger die komplette Saison aus. Auf den ASV war- tete somit ein durchaus schweres Jahr in der Bundesliga.

Dafür überzeugten die einsatzfähigen Ringer in der ersten Saisonhälfte umso mehr. Die Mainzer gewannen direkt die ersten fünf Kämpfe der Runde mit konstant starker Mannschaftsleistung, denn David Bichinashvili setzte in der Hinrunde gerade mal 14 Ringer ein, während andere Vereine in dieser Zeit ihre Aufstellung komplett durchwechselten.

Am Ende der regulären Saison qualifizierten sich die 88er souverän als Tabellenzweiter für die Playoffs.

Wie schon im Meisterjahr wartete im Viertelfinale zu Beginn des neuen Jahres der TuS Adelhausen auf den ASV Mainz 88. Der erste Kampf fand in der Mombacher Kampfarena statt und mit ihren treuen Fans im Rücken, holten die Mainzer 6 Einzelsiege, was am Ende einen 15:11 Heimsieg bedeutete. Für die Adelhausener war dies jedoch kein Grund aufzugeben, denn auch im Rückkampf schickten die Verantwortlichen eine starke Truppe auf die Matte. Aber den Mainzern gelang es ein weiteres Mal den TuS zu besiegen. Als Paradebeispiel diente in diesem Playoff Rückkampf Ilir Sefaj. Der Deutsch-Kosovare, der für dieses Highlight extra sechs Kilogramm Gewicht abtrainiert hatte, drehte gegen den ehemaligen Vize-Europameister Vyguar Ragymov so gewaltig auf, dass er bereits nach anderthalb Minuten mit 7:0 führte. Auch wenn es am Schluss nicht zu einem Sieg reichte, wurde ,,Lilly“ von den knapp 100 mitgereisten Mainzer wie ein Held frenetisch gefeiert. Dieser Auftritt inspirierte auch die folgenden Kämpfer des ASV, so dass es am Ende erneut zu einem Sieg reichte und sich die Mainzer zum vierten Mal in Folge für das Halbfinale qualifizierten. Dort wartete der Play-off-Erzrivale auf das Team von Davyd Bichinashvili. Seit 2012 trafen die Mainzer jedes Jahr im Halbfinale auf den ASV Nendingen. So kam es erneut zum

ewigen Duell. Wieder stand zu- erst der Kampf in der Sporthalle am Großen Sand auf dem Programm, und die ringsportbegeisterten Fans der Mainzer erwarteten den nächsten Showdown zwischen den beiden Rivalen. Und erneut setzte sich der Titelverteidiger aus Baden-Württemberg durch. Die Mainzer hatten den Hinkampf noch eng gestalten können und nur 9:10 verloren. Auswärts in Nendingen wurde der Unterschied aber deutlicher. Es reichte gegen den Meister erneut nur für 4 Einzelsiege, doch damit war es nicht möglich den einen Ein-Punkt-Rückstand aus dem Hinkampf aufzuholen.

Die Saison 2014/2015 konnten die Mainzer dennoch als großen Erfolg verbuchen: Sie boten ihrem Publikum attraktiven Ringsport und konnten ihre Fans mit großer kämpferischer Leistung begeistern. Darüber hinaus zählte der ASV Mainz 88 mit nun mehr vier Halb- finalteilnahmen in Folge und der Meisterschaft in 2013 weiterhin zu den erfolgreichsten deutschen Ringervereinen.

Saison 2014/2015

Trainer: Davyd Bichinashvili
Tabellenplatz: 2
Erfolg: HALBFINALE
Punkte: 18:6, 9 Siege, 3 Niederlagen
Besonderheit: 2 Staffeln je 7 Mannschaften,
Süd, Nord (Mainzer Gruppe)
Meister: ASV Nendingen

ASV Mainz 88 zieht erneut ins Halbfinale ein

An diesem winterlichen 13. Dezember 2015 hallte es besonders laut in der Mombacher Halle am großen Sand. Der ASV Mainz hatte ein hartes Doppelkampfwochenende gegen den KSV Aalen 05 und dem 1. Luckenwalder SC hinter sich und mit zwei Siegen zum fünften Mal in Folge das Halbfinale um die deutsche Mannschaftsmeisterschaft erreicht. Arm in Arm feierten die Sportler mit ihren Fans und den Vereinsverantwortlichen. Trotz der Erfolge in den Jahren zuvor – mit dem Halbfinale hatte nun wirklich keiner gerechnet. Die Mainzer Verantwortlichen hatten kurz vor Saisonbeginn mit einer nie dagewesenen Verletzungswelle zu kämpfen. Der Weltergewichtler Olegk Motsalin erlitt einen Kreuzbandriss und fiel für die gesamte Saison aus. Während man noch mit dem Ausfall des griechischen Freistilers haderte, musste man den nächsten Schock verdauen: Mannschaftskapitän Konstantin Völk, verletzte sich ebenfalls schwer im letzten Trainingslager vor Saisonbeginn und fiel ebenfalls aus.

Vor der Saison hatte man die Mannschaft jedoch noch einmal gut verstärkt. Ein besonderer „Coup“ der Mainzer Verantwortlichen war die Verpflichtung des türkischen Vizeweltmeisters Selim Yasar, der Kapitän Völk entlasten sollte. Aus der Hoffnung wurde schnell eine Enttäuschung. Aus der Türkei erhielt man die Hiobsbotschaft, dass Selim Yasar verletzt aus der Weltmeisterschaft in seine Heimat zurückgekehrt und ebenfalls nicht einsatzfähig war. Damit fiel die komplette Freistilachse der Mainzer im Halbschwergewicht aus, denn es gab hier keinen weiteren Ersatzmann. Die Transferperiode war bereits beendet. Somit konnte auch kein weiterer Ringer nachverpflichtet werden. Besonders der Ausfall des Kapitäns wiegte schwer, denn als starker deutscher Ringer und sozialer Klebstoff für die Mannschaft, war er für die 88er ein enormer Verlust. Wieder einmal war der Verein auf die Hilfe des Ringers Davyd Bishinashvili angewiesen und der Mainzer Trainer zögerte nicht, als Ersatzmann einzuspringen.

Trotz dieser Umstände erwischten die Mainzer einen guten Saisonstart: In der Hinrunde errangen sie 4 Siege, verloren allerdings gegen den Favoriten KSV Köllerbach. In der Rückrunde konnten sie ebenfalls die Ausfälle kompensieren. Sie verloren zwar erneut gegen den KSV Köllerbach und die RWG Mömbris, zogen aber als Tabellenzweiter in die Endrunde um die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft ein.

Dort musste man sich zunächst in einer Zwischenrunde gegen 3 andere Teams für das Halbfinale qualifizieren und traf auf den Deutschen Meister ASV Nendingen, den KSV 07 Aalen und den Luckenwalder SC. Leider blieb das Verletzungspech den Mainzern treu. Fliegengewicht Yasin Karadasli zog sich beim letzten Kampf in der Rückrunde einen Kreuzbandriss zu und Davyd Bichinashvilli, der seinem Team in der Rückrunde ein starker Punktegarant war, musste aufgrund muskulärer Probleme in der Zwischenrunde pausieren.

In die Endrunde starteten die Mainzer mit einem Sieg und zwei Niederlagen, die Ausfälle konnten in dieser starken Gruppe nicht mehr kompensiert werden. Um ins Halbfinale einzuziehen, musste man unbedingt noch zwei Siege einfahren und da erhielt man aus der Türkei eine erfreuliche Nachricht: Selim Yasar, der Vizeweltmeister wollte seinem Team, trotz anhaltender Beschwerden an seinem Knie, unbedingt helfen und reiste aus der Türkei zu dem entscheidenden Doppelkampftag gegen den KSV 07 Aalen und dem 1. Luckenwalder SC ein. Nach der Weltmeisterschaft im September 2015 hatte er seit 3 Monaten kein einziges Training absolviert und bei seinen Kämpfen merkte man ihm die Folgen seiner Verletzung deutlich an. Aber mit viel Einsatzwillen und Routine erkämpfte er sich 2 knappe Siege und verhalf den Mainzern zum erhofften Einzug unter die besten 4 Teams in Deutschland. Gegen den hohen Favoriten und dreifachen Vizemeister aus Weingarten schied man zwar im Halbfinale aus, die Mainzer waren mit dem Saisonverlauf jedoch mehr als glücklich. Nach so viel Verletzungspech empfanden es viele als ein Wunder, es erneut unter die 4 besten Teams geschafft zu haben.

Saison 2015/2016

Trainer: Davyd Bichinashvili
Tabellenplatz: 2
Erfolg: HALBFINALE
Punkte: 14:6, 7 Siege, 3 Niederlagen
Besonderheit: 2 Staffeln je 6 Mannschaften, Süd, Nord (Mainzer Gruppe) Nach der normalen Gruppenphase, gab es eine erneute Gruppeneinteilung für die 3 besten Teams aus jeder Gruppe. Mainz wurde 2 hinter Nendingen und erreichte das Halbfinale
Meister: ASV Nendingen

Aus Zwei mach Eins

Der Start in die Saison 2016/2017 stand unter keinem guten Stern. Die Liga verlor nach dem sportlichen Abstieg von KAV Mansfelder Land und dem freiwilligen Rückzug des 1. Luckenwalde SC beide Ostvereine. Als auch noch KSV Schriesheim und der Traditionsverein RWG Mömbris Königshofen ihre Mannschaften aus der Bundesliga zurückzogen, sah sich der Verband gezwungen seine Ligenstruktur zu ändern. Ebenso machte kein Zweitligist von seinem Aufstiegsrecht Gebrauch. Der Deutsche Ringerbund (DRB) wandelte deshalb die beiden 6er Staffeln (Nord- und Südgruppen) in eine eingleisige Liga mit 8 Teams um.

Die Entscheidung des Verbandes, im Rahmen dieser Umstrukturierung die Finalbegegnung in Eigenregie in Aschaffenburg durchzuführen und die Vereine finanziell nur noch zu beteiligen zog den Unmut der Bundesligisten hervor. Die Erstligisten wollten den bisherigen Modus mit Hin- und Rückkampf vor jeweils heimischen Fans und die finanzielle eigenständige Vermarktung beibehalten. Die Unstimmigkeiten zwischen Verband und Vereinen zog sich über mehrere Wochen hin, es drohte sogar eine Ab- sage der Bundesligarunde. Durch die Vermittlung des ASV Mainz 88 wurde dieser jedoch erfolgreich abgewendet. Durch die Zusammenlegung der beiden Gruppenstaffeln, traf der Mainzer Bundesligist schon in der regulären Saison auf die Mannschaften der ehemaligen Südgruppe und die traditionell finanzstärkeren Team aus dem Süden rüsteten ihre Mannschaften noch einmal kräftig auf. Der ringsportbegeisterte Unternehmer Werner Koch hatte den KSV Ispringen mit seinem Sponsoring von der untersten Klasse in die Bundesliga geführt und erreichte auf Anhieb in der ersten Saison die Halbfinalteilnahme. Durch diesen Erfolg sah sich der ambitionierte Mäzen bestätigt und wechselte gleich 17 (!) Ringer aus. Für den möglichen Titelgewinn verpflichteten die Baden-Württemberger absolute Weltklasseringer und Vereine wie Weingarten und Nendingen taten es ihm gleich.

Für den ASV Mainz 88, der zuvor 5 Mal in Folge das Halbfinale erreicht hatte, kam so ein riskanter Umbruch nicht in Frage. Die über mehrere Jahre zusammen gewachsene Mannschaft sollte unter keinen Umständen auseinandergerissen werden und im Hinblick auf die Mannschaften, die sich aus der Bundesliga zurückgezogen hatten, scheute man das finanzielle Risiko. So wurde die Mannschaft nur punktuell verstärkt und der Verein setzte vermehrt auf den eigenen Nachwuchs.

Die Erkenntnis, dass man mit diesen „Übermannschaften“ nicht mithalten konnte kam relativ schnell. Nach 4 Niederlagen infolge in den ersten Saisonkämpfen, verabschie- dete man sich frühzeitig von dem Kampf um die Meisterschaft.

Den ersten Sieg in der Vorrunde feierten die 88er Zuhause gegen den Dauerrivalen und Derbygegner VFK 07 Schifferstadt beim 15:9. Gegen Teams aus der ehemaligen Nordgruppe, die ebenfalls nicht über die breiten und hochgerüsteten Kader verfügten, tat man sich leichter. So besiegten die Mainzer Zuhause auch den KSV Köllerbach mit 17:11. Ein Sieg über einen Südverein gelang dem ASV Mainz nur gegen die TuS Adelhausen, die man Zuhause mit 19:9 bezwang. Die Saison beendeten die Mainzer, noch vor dem VFK 07 Schifferstadt, auf den 7. Saisonplatz. Wie erwartet schaffte es kein Team aus dem Norden in die Playoffs. Dort standen neben dem KSV Aalen 05, der als Punktbester die Abschlusstabelle anführte, die SVG Weingarten, der KSV Ispringen und der aktuelle Mannschaftsmeister ASV Nendingen.

Das Finale bestritten der etablierte und mehrfache Mannschaftsmeister SVG Weingarten gegen den vermeintlichen aber hochgerüsteten Underdog aus Ispringen mit ihrem Mäzen Werner Koch. Beide Vereine hatten viel investiert und nun standen sie kurz vor der Kür. Das Duell versprach den Fans zwei spannende Ringkampfabende und die Vereine enttäuschten nicht. Weingarten entschied den Heimkampf mit 13-9 für sich. Den Rückkampf konnte Ispringen zwar gewinnen (13-11), aber in der Endabrechnung, hatten die Weingartener die Nase vorn.

Für den ASV Mainz 88 war es eine bittere Saison, mit der man im Verein jedoch souverän umging.

Saison 2016/2017

Trainer: Davyd Bichinashvili
Tabellenplatz: 7
Erfolg: -
Punkte: 6:22, 3 Siege, 11 Niederlagen
Besonderheit: Eingleisige Liga mit 8 Mannschaften
Meister: SVG Weingarten

Die Bombe platzt, 5 Bundesligisten spalten sich ab

Kurz nach der Saison 2016/2017 kam es zum unvermeidlichen Paukenschlag: Der lang schwelende Streit zwischen dem Verband und den acht Erstligisten, die mehr Eigenständigkeit, Selbstbestimmung und Professionalisierung ein- forderten, eskalierte – gleich fünf Vereine sagten sich vom DRB (Deutscher
Ringer-Bund) los. Einige Klubs waren der Überzeugung, den Ligabetrieb in Eigenregie besser organisieren und vermarkten zu können. So schlossen sich neben den drei finanzstarken Vereinen Germania Weingarten, ASV Nendingen und KSV Ispringen, auch der Absteiger VfK 07 Schifferstadt und der Zweitligist KAV Mansfelder Land zur Deutschen Ringer-Liga (DRL) zusammen, um in Konkurrenz zur DRB-Bundesliga ihre eigene Meisterschaft auszutragen.
Für den mehrfachen Deutschen Mannschaftsmeister KSV Aalen 05, der ebenfalls mit einer Teilnahme an der DRL geliebäugelt hatte, gab es am Saisonende eine ganz böse Überraschung: Nach verpasster Meisterschaft zog sich sein Hauptsponsor zurück und der Traditionsverein musste aufgrund fehlender finanzieller Mittel seine Mannschaft in der Bezirksliga anmelden. Lediglich die drei verbleibenden Erstligisten KSV Köllerbach, TuS Adelhausen und der ASV Mainz 88 entschieden sich weiterhin unter dem Dach des Verbandes zu verbleiben.
Durch den Rückzug der fünf Vereine war die eingleisige Liga gesprengt und der Verband musste handeln. Sie löste ihre zweite Liga auf und baute um die drei verbliebenen Klubs eine komplett neue Ligenstruktur auf. Sie unterteilten die Klubs in eine Liga mit 21 Mannschaften, unterteilt in 3 Staffeln (Südost, West, Südwest). Um die gewünschte Anzahl der Mannschaften zu erreichen, nahm der Verband auch unterklassige Teams wie Red Devils Heilbronn oder den SV Alemannia Nackenheim in der neuen DRB-Bundesliga auf, die zuvor in Deutschlands niedrigsten Klassen rangen. Um die Ausgeglichenheit innerhalb der neuen Liga zu gewährleisten, erhöhte der Verband die verpflichtende Deutschquote bei Mannschaftskämpfen von 5 auf 6 deutsche Ringer und führte eine Etat-Obergrenze von 150.000 Euro Personalkosten je Verein ein. Dies sollte verhindern, dass finanzkräftigere Vereine die besten Ringer unter sich aufteilen und konkurrenzlos werden. Zudem wurden neue Gewichtsklassen eingeführt (71kg, 80kg).
Die Mainzer starteten furios in die Liga und schlossen die Hinrunde ohne Niederlage ab. Dabei gelangen ihnen deutliche Siege gegen starke Teams wie die Red Devils aus Heilbronn (18:11), aber auch knappere Erfolge gegen die Schwarzwälder aus Adelhausen (14:13). Für ziemlich viel Freude bei dem Mainzer Anhang sorgten die beiden Kantersiege (24:3 / 25:11) in den Lokalderbys gegen die Alemannia aus Nackenheim. Damit zementierten die 88er ihren Anspruch, die ringerische Nummer Eins in Rheinland-Pfalz zu sein. Auch in der Rückrunde dominierte das Team von David Bichinashvili die Südweststaffel nach Belieben. Mit nur einer einzigen Niederlage (15:18 gegen die TuS Adelhausen) schlossen die Mainzer die reguläre Saison souverän als Tabellenführer ab und waren damit in den Playoffs gesetzt. Somit war es unmöglich, schon im Achtelfinale auf einen der anderen beiden Staffelsieger zu treffen. Im Achtelfinale besiegten die Mainzer eindrucksvoll den RC Merken deutlich mit zwei Siegen (33:1 / 33:4) und qualifizierten sich für das Viertelfinale gegen den SV Triberg. Bereits in der regulären Saison hatte man deutlich gegen die Schwarzwälder gewonnen und so verhielt es sich auch diesmal. Ohne Probleme erreichten die Mainzer zum sechsten Mal binnen sieben Jahren das Halbfinale um die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft.
Dort trafen sie auf den absoluten Topfavoriten der Bundesliga: Wacker Burghausen, deren größter Sponsor die eigene Stadt selbst ist. Burghausen hatte zuvor in der Zweiten Liga West den Meistertitel errungen und erst durch die Umstrukturierung der neuen Bundesliga fanden sie sich plötzlich in der Ersten Liga wieder. Hier wollten sie dennoch ein großes Wörtchen um den Titel mitreden. Das gelang ihnen schon deshalb, weil sie dank ihrer finanziellen Möglichkeiten ihren Kader deutlich mit Weltklasseathleten verstärken konnten.
Für die Mainzer stand die Halbfinalbegegnung jedoch unter keinem guten Stern: Ihr Topscorer Soner Demirtas meldete sich verletzt für den Rest der Saison ab und auch der dänische Olympiazweite Mark Overgaard Madsen hatte sich in seiner Heimatstadt Nykøbing bei einem MMA-Turnier vertraglich verpflichtet. Ganz skurril: Ruslan Kudrynets tauchte plötzlich ab. In einer kurzen Mitteilung über den Whatsapp-Messenger teilte er am Morgen des 03. Januars 2018 seinen ASV-Mannschaftskollegen mit, dass er Rückenschmerzen habe und am Samstag nicht ringen könne. Danach war er weder telefonisch noch persönlich zu erreichen. Bis heute ist der Umstand seines Fernbleibens ungeklärt. Der Mainzer Kader war teilweise so ausgedünnt, dass Cheftrainer David Bichinashvili erneut mit seinen 41 Jahren einspringen musste. Trotz dieser Ausfälle gelang es dem ASV mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung den Auswärtskampf in Burghausen mit 4 Punkten Differenz (10:14) zu gewinnen.
Die Mainzer wussten, dass der Auswärtssieg womöglich nicht reichen würde: Der Stilart-Wechsel im Rückkampf, dass wussten sie, kam den Bayern deutlich mehr entgegen.
Die Mainzer waren gewarnt, aber es nutze ihnen nicht. Sie konnten die Ausfälle nicht kompensieren.
Die Burghausener konnten indes aus dem Vollen schöpfen. Sie waren mit voller Kapel- le angereist und hatten sogar eine Überraschung dabei: Der Deutsche Meister im Mittelgewicht (86kg) Benjamin Sezgin hatte sich für diesen Kampf innerhalb einer Woche fast 10kg runtergehungert und trat im Weltergewicht (74kg) an. Obwohl die Mainzer zur Halbzeitpause mit 8:2 Punkten führten, gewannen die Bayern am Ende mit 18:11. Damit erreichten sie dank des besseren direkten Vergleichs das Finale gegen den KSV Köllerbach. Im Finale hatten die Saarländer jedoch nicht den Hauch einer Chance gegen die Bayern. Die Burghausener unterlagen zwar im Rückkampf mit 12:14 gegen die Köllerbacher, aber das Polster von 12 Punkten aus dem Sieg im Hinkampf (18:6) war einfach nicht aufzuholen. Die Burghausener gewannen damit zum ersten Mal in ihrer Vereinsgeschichte den Deutschen Mannschaftsmeister-Titel.
Die Mainzer haderten mit den Ausfällen, so nah waren sie dem Finale selten gewesen. Am Ende waren sie dennoch zufrieden, denn die erneute Teilnahme am Halbfinale und der Einzug unter die Top 4 der Bundes- ligtröstete übe die unglückliche Niederlage hinweg.

Saison 2017/2018

Trainer: Davyd Bichinashvili
Tabellenplatz: 1
Erfolg: HALBFINALE
Punkte: 22:2, 11 Siege, 1 Niederlage
Besonderheit: 3 Staffeln je 7 Mannschaften, Südost, West, Südwest (Mainzer Gruppe) Zweite Liga wird aufgelöst, Rückzug von 4 Bundesligisten VFK 07 Schifferstadt, Germania Weingarten, ASV Nendingen, KSV Ispringen. Regionalligameister wie Neckargartach oder SV Alemannia Nackenheim dürfen in der 1. Liga ringen.
Meister: SV Wacker Burghausen

Das 8. Halbfinale in 10 Jahren Bundesliga

Die Bundesliga führte zur Saison 2018/2019 eine Punktereform ein. Die besagte, dass jedem Ringer entsprechend seiner sportlichen Erfolge der letzten vier Jahre eine Punktzahl zwischen +8 und -2 zugewiesen
wurde, die sich innerhalb einer Saison nicht ändert. Dabei wurden Faktoren wie Nationalität, Erfolge und Jugendarbeit berücksichtigt und für jede Mannschaft die Maximalpunktzahl von 28 pro Kampfabend festgelegt.
Für viele Vereine in der Bundesliga und dem ASV Mainz 88 bedeute die neue Reform einen kompletten Umbruch in der Mannschaft. Um die Anforderungen zu erfüllen, mussten sich die Mainzer von langjährigen Ringern trennen, da viele aufgrund ihrer Erfolge über die Maximalpunktzahl (8) verfügten. Stattdessen verpflichteten sie vermehrt deutsche Athleten und setzten vermehrt auf Eigengewächse, die aufgrund ihrer 3jährigen Ausbildungzeit vor ihrem 18. Lebensjahr im Verein einen Vorteil von -2 Punkten bei der Aufstellung darstellten. In der regulären Saison verloren die Mainzer nur gegen die finanzstarken Red Devil ́s aus Heilbronn. Als Tabellenzweiter qualifizierten sie sich erneut ganz souverän für die Endrunde, wo sie im Viertelfinale auf die Bayern aus Hallbergmoos trafen. Nach spannenden Kampfabenden mit zwei deutlichen Siegen (14:7 / 18:7) zogen die Mainzer wieder ins Halbfinale ein.
Dort traf man erneut auf die Red Devils, die nach den beiden Siegen in der regulären Saison als klarer Favorit galten. Die Ansammlung von Welt- und Europameistern, Landesmeistern und internationalen Topstars in Heilbronn ist außergewöhnlich und ein Beleg für die finanziellen Möglichkeiten der Baden Württemberger. Insgesamt 29 Athleten verpflichteten sie seit 2017 und mit 31 Ringern hatten sie den größten und damit breitesten Kader aller Teams in der Bundesligasaison 2018/2019. Die Trainer der Red Devil ́s konnten somit aus dem Vollen schöpfen und hatten eine große Auswahl an Variationsmöglichkeiten. Besonders in der Punktereformierten Bundesliga war das ein nicht zu unterschätzender Vorteil gegenüber Teams mit kleinerem Kader. Nach zwei packenden Kämpfen musste sich Mainz erneut den Red Devil ́s geschlagen geben, welche somit erstmals in ihrer Vereinsgeschichte ins Finale der Deutschen Mannschaftsmeisterschaften einzogen.
Im Finale unterlagen die Heilbronner jedoch den Bayern aus Burghausen, die damit ihren Titel verteidigen konnten.
Für Mainz war der erneute Einzug unter die besten 4 Teams in Deutschland ein großer Erfolg.

Saison 2018/2019

Trainer: Davyd Bichinashvili
Tabellenplatz: 1
Erfolg: HALBFINALE
Punkte: 22:2, 11 Siege, 1 Niederlage
Besonderheit: 3 Staffeln mit insgesamt 23 Mannschaften, Südost 7, Südwest 8, Nordwest 8 (Mainzer Gruppe) Einführung Punktesystem
Meister: SV Wacker Burghausen