Interview mit Markus Klingler

Er ist ein absoluter Fachmann und Kenner der nationalen und internationalen Ringerszene. Vor drei Jahren hatte Baris Baglan seinen alten Weggefährten aus Aalen überzeugt, in Mainz mitzuwirken und mit ihm die sportliche Leitung rund um das Trainergespann David Bichinashvili und Harun Yildiz ausgebaut. Gemeinsam stellten sie einen starken Kader zusammen, der auf mehrere Jahre ausgerichtet ist. Erfahrene Ringer und eigene Nachwuchskräfte sollen das Erfolgsteam der Gegenwart und der Zukunft bilden. Mainz soll keine Durchgangstation für Sportler sein, vielmehr arbeitet man an gemeinsamen Zielen und verstärkt die Identifikation mit Verein und der Domstadt.

In der Kadervorstellung im Mai sagte Klinlger voraus, dass die Mainzer an den Erfolg der vergangenen Saison weiterknüpfen wollen und er sollte recht behalten: Als Gruppensieger der Staffel West erreichten die 88er ungefährdet die Play-Off-Teilnahme und sind in der ersten Runde gesetzt.

Im Exklusiv-Interview erfahren wir von ihm, wie er die reguläre Saison bewertet und er gewährt einen Ausblick auf die im Januar beginnende Play-Offrunde.

Herr Klingler, herzlichen Glückwunsch zum ersten Tabellenplatz der Staffel West. Konnte man damit zu Saisonbeginn schon rechnen oder sind Sie doch etwas überrascht?

Vielen Dank für die Glückwünsche. Selbstverständlich lebt der Sport von seinen Überraschungen und über eine komplette Saison können viele unvorhersehbare Indikatoren eintreffen. Jedoch habe ich schon bei unserer Kaderpräsentation im Mai, als Zielvorgabe Platz 1 in der Westgruppe ausgerufen. Wir wollten für die Play Offs gesetzt werden. Dies vereinfacht uns und dem Organisationsteam die Planungen und wir haben sportlich das (vermeintlich) leichtere Los.

Das haben Sie geschafft. Ihr Team ist im Viertelfinale gesetzt und trifft auf den Sieger der Begegnung KSC Hösbach gegen die Alemannia aus Nackenheim, die in den Boxing-Days aufeinandertreffen. Was denken Sie über diese neu geschaffene Hoffnungsrunde, in der die Tabellenvierten gegen den Tabellenfünften der der jeweiligen Staffeln gegeneinander antreten?

Der Gedanke ist sicherlich nicht uninteressant und die Spannung wird in der Hauptsaison nochmals aufrechterhalten. Für die Vereine bedeutet es allerdings eine finanzielle Mehrbelastung, welche durch die Zuschauereinnahmen nicht kompensiert werden können.

Der erste Kampf der Beiden ging ziemlich knapp mit 13:10 für den KSC Hösbach aus. Haben Sie einen Wunschgegner?

Mein Wunschgegner wäre Hösbach. Für mich hat es ebenfalls einen Derby-Charakter und wir trafen in der Bundesliga noch nie aufeinander. Quasi sowohl für uns und sowohl auch für die Zuschauer eine Premiere.

Der ASV Mainz 88 ist in seinen Saisonzielformulierungen stets zurückhaltend, heißt es weiterhin Sie schauen von Kampf zu Kampf?

Selbstverständlich planen wir nach wie vor von Kampf zu Kampf.
Die Pause, verbunden mit den Feiertagen passt mir nicht ganz in unsere Automatismen. Jetzt zählt es, die Spannung aufrecht zu erhalten und auch mit unseren auswärtigen Athleten regelmäßig in Kontakt zu bleiben. Wir haben als Gesetzter sicherlich lösbare Aufgaben, aber alle Mannschaften stehen sehr eng
beieinander. Eine Verletzung / Grippe, ein einziger Ausfall, kann den Kampfverlauf komplett ändern.

In einem möglichen Halbfinale wartet der Sieger aus dem Duell SC Kleinostheim gegen die Red Devils aus Heilbronn. Beide Teams wollen die Saison mit dem Mannschaftstitel krönen. Wie stark schätzen sie beide Teams ein?

Kleinostheim und auch Heilbronn schätze ich in etwa gleich stark ein. Gewinnen wird derjenige welcher ein glücklicheres Händchen beweist und keine Ausfälle zu beklagen hat. Die Play-Offs sind immer etwas Besonderes, jeder einzelne im Verein arbeitet darauf hin. Ich freue mich daher unheimlich darauf und werde jeden Kampf genießen.

Der SV Wacker Burghausen ist als einziges Team in der Bundesliga ungeschlagen. Durch den ersten Tabellenplatz des ASV, können Sie erst im Finale aufeinandertreffen. Bleiben die Bayern als Dauermannschaftsmeister das Maß aller Dinge?

Burghausen ist für mich immer noch das Maß aller Dinge. Sie sind im Ringen der FC Bayern München. Daher fällt es auch oft schwer, Sportler zu überzeugen, nicht nach Burghausen zu wechseln oder jemanden von dort weg zu lotsen. Aber wir blicken nicht neidvoll nach Burghausen. Sie haben in den letzten Jahren Vieles richtig gemacht. Vielmehr gilt es für uns, zu versuchen, in Zukunft ähnliche Rahmenbedingungen zu schaffen. Hierzu sind wir aber auch auf die Unterstützung der Stadt und den Sponsoren angewiesen. Ohne finanzielle Unterstützung und damit besseren Rahmenbedingungen ist es schwierig ein solches Niveau wie Wacker zu erreichen.

In der Oststaffel gab es einige Irritationen bezüglich falsch eingesetzter Ringer die keinen EU-Status haben und daraufhin wurde die Osttabelle am Ende nochmal korrigiert. Was genau war da los?

Vorab ist zu erwähnen, dass die Lizenzierung der Sportler sehr aufwendig und kompliziert sind. Auch werden Freigaben sowohl von den Landesverbänden, als auch vom DRB getroffen. Ich sehe da große Probleme in den Schnittstellen der Bearbeitung. Man muss sich jedes Jahr neu einarbeiten und es ist für alle Vereine eine Herkulesaufgabe. Wir sind froh, dass in der Osttabelle nun Klarheit herrscht und wir wissen, auf wen wir treffen können.

Was oder wer hat Sie in dieser Saison besonders überrascht?

Bezogen auf unseren Verein, möchte ich eigentlich niemanden hervorheben. In Mainz steht immer das Kollektiv an vorderster Stelle. Gemeinsam sind wir stark! Trotzdem möchte ich unseren Ringern Alexander Semisorow und Murad Kuramagomedov eine tolle Saison bestätigen. Beide haben mit Ihrem Kampfgeist und feinen Techniken immer wieder für Beifallsstürme gesorgt und enge Duelle für uns entschieden. Aber auch viele andere haben sich sehr verbessert und sind wesentlich stärker und stabiler wie im Vorjahr. Überrascht war ich aber auch über die vielen Unregelmäßigkeiten und Korrekturen der Osttabelle in den letzten Tagen.

Welche Wünsche haben Sie für das kommende Jahr und welche guten Vorsätze haben Sie sich vorgenommen?

Für das Ringen wünsche ich mir Play-Offs, in einer ausverkauften Mombacher Halle bis hin zum Finale. Persönlich etwas mehr Ruhe und Freizeit.

Interview geführt von Karani Kutlu

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